Donnerstag, 26. Juni 2008

3. Donnerstag 19. Juni 2008

Egmont Binnen - Holwerd - 165 km
Ich wache bei strahlend blauem Himmel auf, allerdings hat der Wind noch mehr zugenommen. Nach dem ordentlichen stay-o.k.-Frühstück mache ich mich kurz vor 9.00 Uhr auf den Weg nach Alkmaar. Es hat sich deutlich abgekühlt und die Windböen erfordern höchste Konzentration beim Fahren. Rücken- und rückwärtiger Seitenwind sind angenehm, aber wehe der Wind kommt von vorn, dann ist man ganz schnell im einstelligen Tempobereich.
Alkmaar ist schon schön, eben typisch holländisch, mit Kanälen und Grachten.

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Das Kaasmuseum ist noch nicht geöffnet, der Kaasmarkt findet nur am Freitagvormittag von Anfang April bis Anfang September statt.
Auf dem Weg aus der Stadt fängt es an zu regnen – Regenzeug raus. Es wird immer ungemütlicher. Wenn der Regen ins Gesicht schlägt, möchte ich am liebsten absteigen, ich sehe nichts mehr, die Brille ist beschlagen. Endlich nach 5 km Gegenregenstrecke habe ich den Wind und den Regen wieder im Rücken und die hollanduntypisch eher schlechten Radwegpassagen gehen wieder in eine Radautobahn über. Kurz vor Callantsoog wechsele ich vom Radfernweg LF 1 b, der vom Süden in den Norden Hollands verläuft, auf den Radfernweg LF 10 a, nun geht es von West nach Ost Richtung Ijsselmeer. Unterwegs treffe ich im Regen zwei junge Burschen aus München und Kattwijk, die in gut 10 Tagen nach Hamburg mit dem Rad von Kattwijk aus wollen. Die beiden zelten und sind für Regenfahrten nicht so richtig ausgerüstet, das Wasser stand den beiden in den Schuhen und bei einem dürfte die fehlende Regenjacke eine ordentliche Erkältung nach sich ziehen. Da ich mich für eine Variante ohne Gegenwind entscheide, trennen sich unsere Wege nach einigen Kilometern bei gegenseitig besten Wünschen.
Durch die Provinz Noord-Holland geht es über Hippolytushoef nach Den Oever und damit zum Afsluitdijk, der das Ijsselmeer von der Nordsee trennt. Kurz vor Den Oever hört es auf zu regnen, aber den Wind habe ich weiterhin im Rücken. Neben einer vierspurigen Autobahn gibt es die obligatorische „Radautobahn“. Die gut 30 km lange fasst schnurgerade Strecke schaffe ich in weniger als einer Stunde – und das ohne große Anstrengung, mich erfasst ein Hochgefühl – über Gegenwind möchte ich mir lieber keine Gedanken machen, da braucht man vermutlich 2 ½ bis 3 Stunden. Links der Deich, rechts das Ijsselmeer und die Autobahn. Am Anfang und am Ende des Deiches gibt es jeweils Schleusen, durch die Schiffe in das Ijsselmeer hinein oder hinaus fahren können. Zwischendurch gibt es zwei bei Beginn des Baus des Abschlussdeiches geschaffene künstliche Inseln, auf denen u.a. Raststätten (und ein Campingplatz) geschaffen wurden, auf den Zufahrten fährt man den Autos entgegen – das quasi auf der Autobahn – in Deutschland wohl undenkbar.
Vorbei an Zurich (nicht in der Schweiz) geht’s bei Seitenwind und ersten „Löchern“ in den Beinen Richtung Harlingen, neben Den Helder dem zweiten bedeutenden Fährhafen zu den westfriesischen Inseln Texel, Vlieland, Terschelling. Chaos am Fährhafen, Busse, Bahn, Autos und Fietsen, alle bringen Urlauber für die Inseln. Ein Holländer ohne Fietsen hat hier Seltenheitswert. Bei Milchkaffee und Apfelkuchen mit Sahne beobachte ich das Treiben in diesem Ameisenhaufen.
Nachdem ich mich ein wenig regeneriert habe geht es weiter Richtung Friesland, die Dünen sind wieder verschwunden, dafür gibt es Deiche, Deiche, Deiche, ein Polder folgt dem nächsten, Häuser haben seltenheitswert. Im Hinterland sind die Dörfer auf Warften erbaut, die Küstenlinie verlief früher sehr weit im heutigen Binnenland, das aber immer noch sturmflutgefährdet ist, daher auch die verschiedenen Deichlinien, die an der Küste direkt 9.00 m hoch sind.
Weites Land mit riesigen Getreidefeldern (Roggen, ab und an Weizen) und Grasflächen auf denen Schafe und Kühe und gelegentlich Pferde weiden.
Harlingen ist übrigens eine der elf Städte, die beim berühmten Eislaufmarathon über mehr als 200 km durchlaufen werden, Der „Elfstedentocht“ , der durch alle 11 Städte Frieslands führt, findet immer nur dann statt, wenn die Kanäle, Grachten und Flüssen mind. 15 cm zugefroren sind. Angesichts der zunehmend milderen Winter findet dieses Volksfest mit hunderttausenden an Zuschauern und tausenden von Teilnehmern nur noch sehr selten statt. Dafür gibt es aber den rd. 230 km langen Rad-Elfstedentocht durch Friesland, den man immer fahren kann, und das garantiert mit ordentlich Gegenwind auf großen Teilen der Strecke.
Da meine Kette Geräusche macht, kommt das Kettenöl und der Schraubenzieher zum Einsatz mit der Folge, daß ich die Kette auf den vorderen Kränzen nicht mehr schalten kann. Macht nix, ist ja flach, und die Schleifgeräusche sind passe.
Vorbei an so vielversprechenden Ortsnamen wie Sexbierum, Osterbierum, Tzummarum geht es nach Sint Jacobiparochie und weiter vorbei an Sint Annaparochie – alles kleine Dörfer – und dem Gasthaus Zwarte Haan (hab aber keinen Haan gesehen).
Weiter geht es durch die immer gleiche Landschaft auf oder neben Deichen zwischen Schafen und Kühen Richtung Weste, die Ortschilder tragen Namen wie ... Bildtdijk, Hallum, Marrum, Hogebeinturm, Blija und endlich Holwerd, den ich kurz vor 18.00 Uhr erreiche.
Der größte Ort an der Küste hier im (Niemands-)Land der Polder, Deiche und Schafe, zwei Hotels, beide ausgebucht, auf dem Campingplatz gibt es Hütten ausgebucht, aber Gott sei Dank hat der Betreiber noch einen Campingwagen, den er vermietet. Für 20 Euro habe ich eine Bleibe für die Nacht.

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Das Abendessen im Hotel lässt die Kräfte zurückkehren. Neben mir sitzen sechs Gastarbeiter am Tisch, aus Bulgarien, die offenbar in Friesland ihr Geld als Handwerker verdienen. Ohnehin fallen mir in Friesland sehr viele Autos mit Kennzeichen aus Ländern Osteuropas auf.Abends geht es Viertelfinale in einem der Hotels auf Großbildleinwand gucken, Deutschland – Portugal. Neben mir ist noch ein weiterer Deutscher dabei, der mir dann auch erzählt, warum die Hotels im Umkreis von mehr als 50 km ausgebucht sind: In Leeuwarden, der friesischen Hauptstadt, findet an diesem Wochenende eine große Flugschau statt, zu der mehr als 250.000 Zuschauer erwartet werden, die aus ganz Europa wohl anreisen. Das Spiel ist Klasse, ich bin der Liebling aller Holländer, da ich den Europameistertitel für Holland vorhersage im Endspiel gegen Deutschland. Ein sehr netter und fußballerisch erfolgreicher Abend, an dem ich auch noch das Motto von vier holländischen Radwanderern erfahre. Sie fahren immer immer dorthin wohin der Rückenwind sie treibt – klingt eigentlich vernünftig.
Die Nacht im Campingwagen ist kühl und der Weg zur Toilette nach diversen Bierchen beim Fußball immer sehr weit.
7 ½ Stunden im Sattel, UPM 56, Durchschnittgeschwindigkeit 22 km/h.

2. Mittwoch, 18. Juni 2008

Renesse – Egmont Binnen – 205 km
Ich wache auf und blicke in die Augen von Cleopatra auf, hab ich mich verfahren? - ach nein, das Wandbild. Extra für mich hat Francis das Frühstück ab 7.30 Uhr angerichtet (normal erst ab 9.00 Uhr) – muß dafür auf frisch selbstgebackenes Brot verzichten. Ich unterhalte mich mit Francis auf Englisch, bis sie sagt, daß sie sich doch ein wenig wundert, daß ich mit ihr Englisch spreche, schließlich sei Renesse eine deutsche Urlauberhochburg. Zum Abschied unterhalten wir uns auf Deutsch. Wenn ich Zeeland noch einmal besuche, werde ich sicherlich im `T-Diepe wieder übernachten, vielleicht im japanischen oder mexikanischen Zimmer.
Der Wind hat aufgefrischt und gedreht, er kommt von hinten. Dafür hat sich der Wolkenanteil erhöht, aber insgesamt ist es sehr angenehmes Wetter. Ich nehme meinen zweiten Radtag kurz nach 8.00 Uhr in Angriff.
Über den Grevelingen-Abschlussdamm des Rheinmündungsdeltas geht es von Zeeland in die Provinz Zuid-Holland um gleich wieder über ein das Haringvliet-Sperrwerk Richtung Rotterdam-Hafen zur rollen. Der Wind treibt mich vor sich her, Durchschnitt bei bis zu 27 km/h. Links und rechts weitgehend landwirtschaftlich genutzte Polderlandschaft, z.T. Gewächshäuser. Rozenburg ist durch Industrielandschaften geprägt.
An der Fähre von Rozenburg nach Maassluis über den Nieuwe Waterweg treffe ich einen Binnenschiffer aus der Nähe von Stuttgart., der mir vom Leben eines Rheinschiffers ein wenig erzählt. Vier Wochen auf dem Schiff arbeiten, vier Wochen frei. Am schlimmsten wären die Zeiten im Hafen, wenn man auf Ladung warte, dann sind entrosten, malen und was sonst noch so an Schiffspflegearbeiten anfällt, angesagt. Er pendelt seit Jahren zwischen den Häfen an der Rheinmündung und Basel auf dem Rhein und hofft sich in nicht allzu ferner Zukunft auf Hispaniola in der Dominikanischen Republik mit seiner aus Haiti stammenden Frau niederzulassen.
Rotterdam lasse ich rechts liegen (Innenstadt soll lt. Binnenschiffen sehr großzügig gebaut und schön sein) und kämpfe mich für gut 10 km gegen den Wind Richtung Hoek van Holland an der Nordsee. Links Seeschiffe, rechts Glaslandschaften (Gewächshäuser), kilometerweit. Ein Viereck zwischen Den Haag, Delft, Vlaardingen und Hoek van Holland ist fast vollständig von Gewächshäusern bedeckt, in denen vornehmlich Gemüse und Schnittblumen angebaut werden. Ist schon irre, wenn man kilometerweit neben sich nur Gewächshäuser mit Tomaten, Gurken oder Paprika sieht. Über Monster und Kijkduin erreiche ich Scheveningen, das bekannte Seebad, das mich überhaupt nicht anspricht. Ausnahme: Ein Straßenzug, in dem ich wohl einen Kilometer nur unter/an orangefarbigen Wimpelbändern/Flaggen und sonstigem Dekorationsmaterial durch/vorbei fahre. Es soll wohl Wettbewerbe zwischen einzelnen Straßen geben – Motto: Welche Straße ist oranger?

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Mich spricht ein Radler aus Mainz an – sind wir hier richtig? Er ist von Mainz den Rhein bis zur Mündung runtergefahren, nachdem er im Vorjahr wohl fast von der Rheinquelle bis Mainz gefahren war. Hat noch einige Tage Zeit und will jetzt weiter bis nach Friesland. War ein wenig frustriet, da er in den letzten zwei Tagen fünf Platten hatte – hatte offenbar seine Fahrradmäntel nicht rechtzeitig erneuert und bei den Fahrradschläuchen nicht auf den erlaubten maximalen Luftdruck geachtet. Toi, toi, toi, meine „unkaputtbaren“ Fahrradmäntel, deren Laufeigenschaften zwar etwas schlechter sind, haben mich bisher von solchen Maleschen verschont.
Ich biege von der Küste ab Richtung Den Haag, zunächst durch verschiedene großzügige Grünanlagen. Die Straßenzüge sind typisch holländisch mit den klassischen gestuften Friesengiebeln weitgehend in Backsteinmauerwerk. Die Innenstadt ist von Kirchen-, Museums- und den Regierungsbauten geprägt.

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Ich fahre durch einen weitläufigen Park Richtung Königlichem Schloss, dem Huis ten Bosch, das von einem Wassergraben, einem hohen Sicherungszaun und hohem Baumbestand umgeben ist. Den Haag lohnt einen weiteren Besuch. Ein Foto vom Schloss,

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die Sicherungsbeamten treten geübt aus dem Bild, und es geht zurück an die Nordseeküste, wo nunmehr nach vorher Deichen jetzt eine Dünenlandschaft folgt
Die Radwege verwandeln sich in eine Art „Radautobahn“, zweispurig, jede Richtung 2 m breit und in der Mitte eine weiße durchgehende oder unterbrochene Linie.

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Bei Rückenwind braucht man kaum noch treten, allerdings geht es ständig leicht rauf und runter, links der Dünenwall zur Küste, rechts die Dünenlandschaft – sehr entspannendes Radfahren. In Katwijk aan Zee gönne ich mir ein Fischbrötchen, EUR 4,00, satter Preis (in Ostfriesland kostet es später nicht einmal die Hälfte). Hier überquere ich die ehemalige Rheinmündung (Oude Rijn) – kaum zu glauben, das dieses kleine Flüsschen einmal die Rheinmündung gewesen sein soll. Typischer Badeort, dem weitere folgen, Noordwijk aan Zee und Zandvoort.
Zwischen diesen beiden Badeorten könnte man zum Keukenhof, dort wo die Tulpen, Hyanzinthen und Narzissen spriessen abbiegen, was ich mir erspare, da die Blüte schon vor Wochen zu Ende gegangen ist, oder zum holländischen Raumfahrt-zentrum (SPACE Expo), wo die Ariane-Raketen, Teile des Spacelabs für die ISS-Raumstation und Raumsonden mit entwickelt wurden, abbiegen. Ich will aber Kilometer fressem, daher geht es weiter vorbei an Bloemendaal, dem holländischen Hockeyzentrum durch die Dünen-/Kiefernwaldlandschaft mit sehr mäßiger Beschilderung nach Ijmuilden/Velsen-Zuid zur Überquerung des Noordzee-Kanaals, durch den Amsterdams Hafen im Hinterland auch für Seeschiffe erreichbar ist. Dank der mauen Beschildung verfahre ich mich kräftig. Eine nette Holländerin erklärt mir den Weg zur Fähre, leider nicht über den Noordzeekanaal, sondern nach Newcastle, die in ca 45. Minuten fährt. Als sie mich ein zweites Mal sieht, will sie mir noch mal den Weg erklären, bis ich ihr klar gemacht habe, daß ich nicht nach Newcastle sondern nach Velsen-Noord will, dauert es ein wenig, aber schließlich habe ich meinen Standort auf der Karte identifiziert und hätte die richtige Fähre auch ohne die hilfreiche Dame gefunden.
Vorbei an Hochöfen und Stahlfabriken geht es weiter in das nächste Dünengebiet, eines heißt Russenbergen, wusste gar nicht, daß die schon mal an der holländischen Küste waren – na hat wohl ne andere Bedeutung.
Nach vielen Dünenautobahnkilometern suche ich den Abzweig Richtung Egmont Binnen und stoße fast mit frei laufenden kollosalen Wildrindern mit zotteligem braunen Fell und imposanten Hörnern zusammen.

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Gott sei Dank reagieren sie nicht auf den „Kollegen“ mit orangefarbenen Gepäcktaschen und rotem Windbreaker. Vorsichtig rolle ich vorbei. Später treffe ich noch auf diverse andere „Kollegen“ dieser gewaltigen Tiere, die sich aber nur für das Fressen von Gras und Blättern interessieren.
Nun glaub ich den Abzweig nach Egmont Binnen gefunden zu haben – Jeugdherberg. Statt Seiten- habe ich aber Gegenwind, 4 km – komisch. Ich finde auch die Jugendherberge, ist aber die falsche und voll. Nochmals 8 km mit Rückenwind u.a. an herrlichen Blumenfeldern

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vorbei erreiche ich das Stay ok-youth hostel Egmont Binnen kurz nach 19.00 Uhr und ein Bett ist auch frei. Junge Mitarbeiter, gut drauf, nette Atmosphäre, Abendessen erhalte ich auch noch und das Bier schmeckt auch.
Heute war ich 8 1/2 Stunden im Sattel, im Schnitt 24,1 km/h und 57 UPM, max. 43 km/h.

Dienstag, 24. Juni 2008

1. Dienstag - 17. Juni 2008

Holland – Provinz Zeeland – 78 km
Das Bild ändert sich total – zum Positiven. Alles ist Grün, die Häuser sind in die Landschaft eingepasst. Alles wirkt harmonisch und gepflegt. Da Holland ja weitgehend unterhalb des Meeresspiegels liegt, sind die Küsten von Deichen, Sperrwerken und Dämmen geprägt, denen hier teilweise weitläufige Strände vorgelagert sind.
Man begegnet vielen Fietsern (Radlern) auf durchweg guten bis sehr guten Fietspads (Radwegen).
Die Überquerung der Westerschelde (u.a. Zufahrt zum Hafen von Antwerpen in Belgien) erfolgt per Fähre von Breskens nach Vlissingen. Während der Überfahrt unterhalte ich mich mit einem Schiffslotsen der in Belgien wohnt und auf dem Weg zur Arbeit in Vlissingen bzw. auf einem der Lotsenschiffe ist. Seine Schicht dauert 6 Tage. Seine Aufgabe ist die Begleitung der Schiffe auf den Weg von der Nordsee in die Westerschelde bzw. zurück. Zwei bis vier Schiffe täglich lotst er rein oder raus – offenbar bis weit in die Nordsee, da der Küste offenbar ähnlich wie an der Elbmündung riesige Sandbänke (the Flandernbanks) vorgelagert sind. Wie in Deutschland haben auch die Lotsen in Holland Nachwuchssorgen, da immer weniger Leute zur See fahren wollen und insofern die Zahl der Kapitäne und Offiziere auf „Großer Fahrt“ ständig abnimmt und damit der „Nachwuchs“ für die Lotsenschaft, wenn es diese von der Weite der Ozeane an Land zieht, allmählich ausstirbt. Langfristig werden wohl Asiaten (insbesondere Chinesen) weltweit die Schiffsführungen übernehmen. Der Lotse berichtete noch von einem nordkoreanischen Schiff, das er in die Westerschelde hinein zu lotsen hatte. Das Schiff in einem desolaten Zustand, keine Ladung. Der Kapitän in einer zerfledderten Uniform, barfuß, dafür aber mit einem erstklassigen Bild des nordkoreanischen Diktators auf der Brücke. Des englischen war er ebenfalls kaum mächtig.
Von Vlissingen (die Stadt soll lt. Lotsen sehr schön sein) geht es entlang eines der typischen holländischen Wasserwege mit Baumbestand an beiden Seiten auf eigenständigem, von der Strasse abgeschirmten Radweg nach Middelburg. Eine mittelgroße Stadt, mit herrlichen alten, typisch holländischen Häusern, durchzogen von Kanälen, in denen fast überall Segelschiffe und Yachten ankern. Auf dem Weg zum ersten kleineren Damm zwischen Nordsee und einem Mündungsarm des Rheins komme ich durch das alte Städtchen Veere (Ortsnamen schon mal gehört? Ich nicht.), das mich in jeder Hinsicht begeistert.

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Ich muß weiter, so daß ich hier nicht verweile, aber ich komme wieder in einem Urlaub ohne Fahrrad.
Kurz vor dem riesigen ca. 7 km langen Oosterschelde-Sperrwerk

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komme ich durch einen Ort der niederländischen Fußballfreude. Eine Orgie in Orange, Fahnen, Wimpel, Trikots, Taschen (offenbar das Zeichen, daß man den Gegner in die Tasche steckt) hängen an Häuser, in Gärten, über die Straßen, ein Wohnwagen ist orange gestrichen.
Endlich erreiche ich meinen Zielort Renesse kurz nach 19.00 Uhr. In der ersten Pension ‚’T-Diepe sind Kamers fri. Bei Francis Krakeel, so heißt die Inhaberin bekomme ich ein Zimmer in Ägypten. Jedes ihrer neun Zimmer ist einem Land oder Kontinent gewidmet. So sind Cesär und Cleopatra als Wandmalerei zu sehen, Pyramiden, Wüstendünen und –schiffe schmücken den Übergang von der Wand zur Dachschräge und ägyptische Skulpturen schmücken den Raum. Sehr ansprechend.

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Am Abend spielt Holland gg. Rumänien. Im Ortszentrum ist alles Orange, nur die Stimmung kommt nicht so recht auf, da das Spiel eher müde ist und Holland mit der B-Elf spielt. Dafür sind die Bierpreise um so höher, 0,5 l Heineken für EUR 5,00 – deftig.
Zum Schluß die technischen Daten, 150 km, 17,6 km/h, 53 Pedalumdrehungen pro Minute, knapp 8 Std. 30 Minuten im Sattel.

1. Dienstag - 17. Juni 2008

De Panne/Belgien – holländische Grenze - 78 km
Traumwetter, leichter Gegenwind.
Belgiens Badeorte, von De Panne über Oostende (hier ist die Altstadt recht ansprechend),

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De Haan, Blankenberge bis Knokke-Heist, um die bekanntesten zu nennen, für mich der Horror eines Badeurlaubs. Herrliche Strände, breite Promenaden, aber an den Promenaden nahezu durchgängige Hochhauszeilen mit 8 bis 15 Etagen, dahinter überwiegend Appartementhäuser, die wie zu groß geratene Ein- oder Mehrfamilienhäuser wirken. Überall wird gebaut, andererseits sind massenhaft Wohnungen/Häuser zu kaufen oder zu mieten.
Nur die zwischen den Badeorten liegenden Dünenabschnitte entschädigen das Auge ein wenig. Allerdings sind in/an den ehemaligen Bunkern des Atlantikswalls aus der Zeit des „Tausendjährigen Reichs“ z.T. noch die Kanonen und Geschütze zu sehen – einsatzbereit ? wohl eher nicht. Das trübt den Eindruck dann doch wieder.
Und die Radwege sind weitgehend eine mittlere Katastrophe, die Beschilderung verbesserungsbedürftig – und das im Land des Radsports.
Ach Belgien es tut fast alles weh – nicht mal ein Café ist vor 10.00 Uhr geöffnet. Da ich im Zug kein Frühstück bekommen habe, kann ich mich erst nach zwei Stunden ein wenig stärken für den vor mir liegenden Radtag.
In Zeebrugge muß ich 30 Minuten vor einer Klappbrücke an einer Schleuse warten, da Schiffe in den Binnenhafen ein- bzw. aus diesem auslaufen.

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Ein Radler aus Utrecht erzählt mir beim Warten das er aus St. Nazaire per Rad zurück nach Utrecht fährt, daß er am Donnerstag erreichen will.
Insofern bin ich nach 78 km froh endlich Holland zu erreichen.

2. 16.6.2008 - Der 2. Teil meiner Nordseeumrundung beginnt - 11 km

Kurz vor 19.00 Uhr geht es los. Gemeinsam mit meinen alten und neuen Schweizer Radsportfreunden Dagobert, den ich mit Christoph 2007 auf Mallorca kennengelernt habe, und Ueli (ein guter Freund von Dagobert) aus Basel bzw. Gstaad, die mit Andreas, Bernd und mir an der Vätternrundan in Schweden teilgenommen haben, geht es mit dem Rad zum S-Bahnhof HH-Bergedorf. Vom Hauptbahnhof fahren wir im CityNightLiner gemeinsam bis Dortmund, wo der Zug um 23.30 Uhr getrennt wird – Dago und Ueli nach Basel, ich nach Brüssel. Bei Zürcher Geschnelzeltem, Schweizer Käse und Rotwein und einem abschließendem Cognac holen wir uns die nötige Bettschwere. In meinem Liegewagenabteil sind zum Glück nur zwei der fünf weiteren Betten belegt und meine Mitreisenden fahren bis Paris. So finde ich doch für einige Stunden Schlaf und komme um kurz nach 6.00 Uhr in Brüssel an, von wo es weiter nach De Panne an der belgisch/französischen Grenze geht und ich um 8.00 Uhr ankomme. Mit etwas müden Beinen und noch nicht ganz wach aufgrund der Busan- und –abreise zum Vätternsee am 12.6. über Nacht und am 15.6. über Tag, einer um 2.30 Uhr beendeten Nacht am 14.6. aufgrund der Startzeit gg. 4.30 Uhr zur Umrundung des Vätternsees über 300 km geht es bei strahlendem Sonnenschein und leichtem Gegenwind los.

1. Die Vorbereitung - Pleiten, Pech und Pannen

Die Vorbereitung auf die diesjährige Fahrradsaison war von Regen, Wind und Krankheit geprägt. Erst Ende März kam ich witterungsbedingt regelmäßig aufs Rad. Nach einer Trainingswoche auf Mallorca Ende April / Anfang Mai erwischte mich eine langwierige Erkältung, die zu einer nahezu vierwöchigen Fahrradabstinenz führte. Nachdem ich die Fortsetzung der Nordseeumrundung in diesem Jahr schon gestrichen hatte, entschloß ich mich dann nach einigen Trainingsrunden, die Nordseeumrundung doch fortzuführen. Eine intensive rd. 14 tägige Vorbereitung auf die zweite Teilnahme an der 300 km langen Vätternseerundfahrt in Schweden am 14.6. lief dann gut, so daß ich am 16.6. gen Belgien startete.

Samstag, 2. Juni 2007

01.06.2007

St. Michaelisdonn - Hamburg-Kirchwerder - nur noch 128 km
Morgens in Dithmarschen, beim Fruehstueck ist nur fuer zwei gedeckt. Peter from Manchester und ich.
Bei der Verabschiedung weiht mich Peter in sein Geheimnis ein - er will zunächst nach Istanbul und dann? Wie kommst du zurück? Über Australien ist seine Antwort. Peter will mit dem Fahrrad über die Tuerkei, den Iran (wenn sie ihn durchlassen), mit oder ohne groeßeren Umweg (Afghanistan?), evtl. durch die ehemaligen Teilrepubliken der verflossenen Sowjetunion, China u/o Pakistan und Indien nach Nepal (dort will er im November sein), Indien Burma (Frage an die Weltreisenden - geht das?), Malaysia, Singapur, Indonesien usw. auf den 5. Kontinent. Das alles in einem Jahr, seine Frau und die beiden kleinen Kinder haben es ihm zugestanden, seinen Kindheitstraum in einem Jahr zu realisieren. Tolles Ziel, wahnsinniges Abenteuer. Erinnert mich an zwei Buecher, die ich in meiner Kindheit gelesen haben - Mit dem Fahrrad um die Welt.
Gegen 9.00 Uhr geht es los. Wetter ist sehr ordentlich, Wolken-Sonne-Mix, aber Gegenwind.
An der heruntergegangenen Bahnschranke in St. Michaelisdonn rollt Peter zu mir auf und bezeichnet mich als "The Crazy German" - ich weiß nicht warum, wer ist hier Crazy? Doch wohl eher er - oder?
Wir fahren kurz zusammen, da er aber nur bis Kolmar will und ich um 12.15 Uhr nach ca. 55 km die letzte Öffnung des Krueckausperrwerkes fuer Fußgänger und Radfahrer erreichen möchte, um mir den 25 km langen Umweg über Elmshorn zu ersparen, muß ich Gas geben. Bye, bye Peter and good luck for your fantastic trip.
Ich fahre nicht nach Brunsbüttel hinein sondern ueber die Schnellfähre Ostermoor über den Nord-Ostsee-Kanal (dort herrscht fast so viel Verkehr an diesem Morgen wie auf der Autobahn vorm Elbtunnel in HH), um km und Zeit zu sparen. Durch die riesigen Industriegebiete von Brunsbüttel (wobei dort noch sehr viel Platz für Neuansiedlungen ist) geht es nach St. Margareten und damit sehr nah am tiefsten Punkt Deutschlands vorbei (Neuendorf bei Wilster, 3,54 m unter dem Meeresspiegel gelegen).
Ich erreiche den Elbdeich und rolle eigentlich bis Wedel fast immer am Elbdeich außen oder innen entlang durch Schafgatter und Unmengen an Schafen vorbei Richtung Heimat.
Vorbei am "wunderschoenen" AKW Brokdorf (nachdem ich auf der Landseite bereits das eben so "schoene" AKW Brunsbüttel passiert habe) komme ich zum Störsperrwerk und kurz darauf nach Glückstadt - Matjes-City. Ein kurzer Rundgang und ein paar Fotos.
Die Historie von Glückstadt ist sehr interessant, ich kannte sie vorher nicht. Christian IV., König von Dänemark und Herzog von Schleswig-Holstein, ließ 1616 den Bau einer neuen Stadt an der Elbe beginnen. 'Damit wollte er seine Interessen in Norddeutschland machtpolitisch optimieren und den Handel in Hamburg in seine neue Stadt zu bekommen. Der Name Glückstadt entstand, da es ein großes Wagnis war, die Stadt zu gruenden, zumal auf einem unwirtlichen Geländer an der Rhin-Mündung. Bei der Namensbekanntgabe soll er gesagt haben: "Dat schall glücken und dat mut glücken und denn schall dat ok Glückstadt heten". Und so kam die Glücksgöttin Fortuna ins Stadtwappen.
Die Stadt selbst ist im Zentrum geprägt vom Grundriss, der dem Ideal der italienischen Renaissance nachempfunden wurde. Ein zentrales Platz mit sieben zu drei Seiten des Platzes abgehenden Straße und einem geraden Wasserlauf zur vierten Seite, begleitet von beidseitigen Alleen. Sehr nettes Städtchen mit den bekannten Matjes-Lokalen.
Weiter, es drängt die Zeit, um 12.00 Uhr erreiche ich nach 52km das Krueckau-Sperrwerk. Auf der anderen Seite warten schon ein paar mehr Radler. Auf meiner Seite kommt kurz nach mir ein Ehepaar aus Köln, das von Sylt nach Hamburg radelt. Um 12.10 Uhr öffnen die beiden Sperrwerk-Mitarbeiter den Weg über die Krueckau, indem sie die Fahrbahn so schwenken, daß man ueberqueren kann. Warum hier in der Woche vom 1.5. bis 30.9. nur stundenweise die Schranken für ca. 10 Minuten hochgehen (Mo, Di, Mi 9.15 - 15.15., Do bis 14.15 Uhr, Fr. bis 12.15 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen durchgehend von 9.00 bis 13.00 Uhr und ab 14.00 Uhr bis 17.00 oder 18.00 Uhr) - keine Ahnung, da hat wohl wieder eine Bürokratenstube eine praxisfremde Idee gehabt - wenn ein Schiff durchwill, was vermutlich deutlich seltener vorkommt, könnte man doch die Fahrbahn kurz wegschwenken - nun ja wir sind in Deutschland.

Durch die Seestermüher, Haseldorfer und Wedel Marsch erreiche ich Wedel. In einem Gasthaus kurz vor Wedel stärke ích mich letztmalig auf einer Tour mit Rhabarber-Baissee-Torte und verursache eine mittlere Panik mit einem Anruf bei Frauke, in dem ich ihr aufgebe, daß ich zwischen 17.00 und 17.30 Uhr in Kirchwerder einrollen werde (Frauke hatte mit einer späteren Ankunft gerechnet).
Inzwischen "eiert" mal wieder mein Hinterrad, Speiche Nr. 7 hat sich verabschiedet.
Durch Wedel (ein letztes Mal falsch abgebogen) geht es hinter dem dortigen Kraftwerk ueber eine ziemlich "bescheuerte" Treppe hinunter zum Elbufer und rolle bis Oevelgoenne dahin. Einfach eine schoene Strecke, rechts die Elbe, links der Elbhang, viel, viel Gruen usw. usw.
Auch der Kampf mit den Touri-Strömen vom Fischmarkt bis zum Spiegel-Hochhaus am Hafenrand entlang ueberstehe ich ohne blaue Flecken und rolle in die Vier- und Marschlande ein, mein heimatliches Trainingsgebiet.
17.06 Uhr Ankunft und ein für mich doch sehr ueberraschender Empfang mit Girlande, Willkommensgruß und allem was so dazu gehört von Frauke, meinen Kindern und Christoph.
Dafür ein ganz besonderes Dankeschön.
Die erste Etappe meines Traums ging nach 2.195 gefahrenen Kilometern zu Ende - eine herrliche Zeit. Das Fazit folgt in den nächsten Tagen. Euch allen, die ihr mich aktiv auf der Tour begleitet habt, auf diesem Wege schon einmal ganz ganz großen Dank - es ist einfach toll wenn man fern von zu Haus vertraute Namen im internet sieht, die mich mit großem Interesse, Unterstuetzung und Aufmunterung immer wieder auf dem Weg von Kristiansand nach Hamburg begleitet haben. Danke!!!!

Donnerstag, 31. Mai 2007

31.5.2007

Husum - St. Michaelisdonn - 131 km

Die Sonne lacht am Morgen. Ordentliches Fruehstueck mit den beiden Ehepaaren aus Albstadt und Peter aus Manchester, die ebenfalls in der JHG uebernachtet haben. Kurz nach 9.00 Uhr geht es los in einen weiteren herrlichen Tag an der deutschen Nordseekueste. Erst noch als zweites Fruehstueck an Matjesbroetchen im Fischhaus Loof und die besten Grueße an den Chef des Hauses, die die Chefin gern ausrichten will. Über den Leuchtturm Westerheever

Nordseetour-2007-238

und St. Peter - Ording geht es zum Eidersperrwerk. Unterwegs begegnet mir ein schwer bepackter Radler aus Magdeburg, der über Hirtshals nach Kristiansand und von dort nach Bergen (will dort am 11.6 die Fähre auf die Shetland-Inseln erreichen - wird wohl eng werden) und weiter über die Shetlands und Orkneys nach Schottland will. Kurze Zeit fahre ich gemeinsam mit einem Radler aus Oldenburg in Oldenburg, der Deutschland mit dem Rad in kuerzeren Teiletappen umrunden will und einem "Fahrradfetischisten" aus Detmold, der in drei Wochen die deutsche Nordseekueste von Emden bis zur dänischen Grenze hochgefahren ist, jetzt mal ab Eidersperrwerk auf dem Wikingweg nach Lübeck, von da nach Kiel um am Nord-Ostsee-Kanal wieder zur NOrdsee und dann irgendwie nach Hause radeln will. Er radelte mit einem Fahrrad allererster Guete - ueber meine Probleme mit den Speichen und die zeitweise sehr holprige Fahrbahndecke vor dem Nordseedeich konnte er nur müde lächeln - ein Profi, während ich als Anfänger für längere Touren noch einiges dazulerne.
Weiter nach Busüm, durch drei Hochhäuser m.E. total verschandelt, aber von Touris überlaufen. Von dort Richtung Meldorf, daß ich dank eines Hinweisschildes umfahre und schon bin ich um 17.40 Uhr nach 7 Stunden im Sattel und zwei längeren Pausen (Getränke, die obligatorischen Fischbrötchen bzw. Mandarinenquarktorte mit einer besonders netten Bedienung "Was wollen Sie"? Kein Bitte!!) in St. Michaelisdonn, Peter ist auch schon wieder da. Schnell was Essen im Imbiss, mehr gibt es nicht und ab ins internet-cafe. Durchschnitt heute 18,6 km/h.

30.05.2007

Rudbol - Husum - 111 km

Morgens der bange Blick aus dem Fenster - es ist trocken, aber die Wolken hängen tief und ziehen schnell aus der falschen Richtung (Gegenwind ist angesagt).
Erstes Fruehstueck besteht aus einigen Bissen Schokolade, zu Trinken habe ich auch nichts. Aber in Deutschland wird ja alles besser, das gibt es sicherlich gleich eine Fahrradwerkstatt und man kann sich endlich wieder in der Heimatsprache unterhalten.
Um 10 Minuten nach 8 gehts los, nach 300 m befahre ich deutschen Boden. Richtung Niebuell, da gibt es alles, was eine Radfahrerseele gluecklich macht - na ja, fast, bis auf eine Werkstatt. Ein ausgiebiges zweites Fruehstueck, ein Wassereinkauf von sagenhaften 44 Cent bei ALDI (davon hole mir 25 Cent Pfand gleich wieder). Geld abheben bei der "Wild-Westbank". Und weiter gehts es Richtung Nordsee durch einen Koog und noch nen Koog und immer weiter ueber Deiche und durch Koöge bis ich in Dagebuell an die Nordsee kommen - und das Wetter wird immer besser, der Wind weht auf einmal nicht mehr von vorn sondern schräg seitlich von hinten, die Sonne lacht - herrlich. Ich fahre ab Dagebuell bis nach Nordstrand durchgängig vor dem Abschlußdeich von einer Schafpforte zur Nächsten. Die Pforten trennen die jeweiligen Schafherden. An diesem Tag sehe ich glaube ich mehr Schafe als Schleswig-Holstein Einwohner hat.
Also links der Deich, rechts das Watt. Die Stimmung steigt, das Thermometer auch. Ich biege ab zur Hamburger Hallig, 4,5 km vor dem Deich im Wattenmeer gelegen. Genieße die Nordseeluft und das Panorama des Wattenmeers mit den Halligen

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und den groeßeren Inseln. Eine Dame nimmt auf der Hamburger Hallig (es ist gerade Flut) ein Bad im Meer, angeblich soll das Wasser 15 Grad warm sein.
Auf der Hamburger Hallig steht ein typischen reetgedecktes Haus,

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in dem eine Gastronomie betrieben wird. Bei zwei Weizenbier (endlich wieder Radlergrundnahrungsmittel) und Matjes mit Bratkartoffeln (lecker) lass ich es mir gut gehen. Weiter geht es nach Nordstrand. Unterwegs treffe ich auf Hallig-Bewohner, die mit ihren Lorenwagen über einen Damm zum Festland gekommen sind

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mehrfach zwei Ehepaare aus Albstadt im Ländle, die in einer Woche von Flensburg über Sylt und Foehr nach Hamburg radeln.
Nach einer kurzen Kaffeepause auf Nordstrand geht es Richtung Festland Husum. Am Suederhafen knackt es mal wieder im Hinterrad, die Speichen drei und vier haben sich verabschiedet. Nun wird es bedenklich. Ich rufe in der JHG in Husum, um zu hoeren wo in Husum eine Fahrradwerkstatt ist, die bis 18.00 Uhr geöffnet hat. Um 17.50 Uhr erreiche ich die JHG, der Herbergsvater erklärt mir kurz wo ich hin muß, um 17.59 Uhr erreiche ich den Fahrradladen. Ueberstunden sind für die beiden Herren in der Werkstatt kein Fremdwort, der Schaden wird sofort behoben, Vier neue Speichen und das Hinterrad läuft nach längerer Feinjustierung wieder fast gerade (die Felge hat wohl auch einen weg bekommen). Das alles für EUR 10,-- - Super.
Abends fahre ich mit dem Rad in die Innenstadt von Husum. Ich finde dort kein Restaurant (außer Kochlöffel) - gibt es doch nicht. Ich gebe nicht auf und lande endlich nach langer Suche am Hafen und genau im "richtigen" Restaurant. Krabben auf Schwarzbrot mit Spiegelei und einen Pino Grigio. Herz was willst du mehr? Ich setze mich zu zwei älteren Damen an einen Tisch, wo noch die Abendsonne draufscheint. Es stellt sich raus, daß das Fischhaus Loof der Treffpunkt der Honoratioren der Stadt ist und das Inhaberehepaar einige Flaschen Wein auf den Nachbartisch und meinen Tisch schmeißt. Es wird ein sehr netter Abend und erhalte die Beschreibung, wie ich auf kuerzestem Weg zurück zur JHG komme. Ich bin fast volltrunken, und das fuer EUR 2,50. Husum, das heißt für mich nicht mehr "Graue Stadt am Meer" sonderm "Blaue Stadt für mehr".

Dänemark - ein kurzes Fazit

Dänemark - ingesamt 859 km, leider viel zu viele im Regen.

JHG o.k. Fruehstueck (wenn vorhanden) gut.

Die Landschaft eher fad. Interessant das Terrain von Varberg bis zum Limfjord auf der Ostseeseite. Ansonsten flach, flächer, am flachsten. Du siehst oberhalb des Limfjordes und auf der gesamten Nordseeseite immer nur Wasser, Duenen, Wald, Heide, Äcker, Weihnachtsbäume (Plantagen, habe mir für die nächsten 20 Jahre schon jeweils einen reservieren lassen), Tiere, Tiere, Tiere und Ferienhäuser. Und dann kommen noch kaum befahrbare Strecken in den Ferienhausgebieten hinzu.
Ne, DK war nicht der Bringer (ausgenommen die Fransk Hot Dog und das Filetsteak in Rudbol).

Menschen ohne Zweifel hilfsbereit und nett.

Auf mehr verzichte ich an dieser STelle.

29.05.07

Oksbol - Rudbol - 124 km

Beim Fruehstueck spricht mich ein vermeintlicher Holländer an. Das Ehepaar stammt aus Monterrey/Kalifornien und bereist Schweden und Dänemark per Auto, wobei man aus Kostengruenden in JHG uebernachtet. Interessant, wenn man bedenkt, daß die beiden per Kreuzfahrtschiff über den Atlantik nach Amsterdam gekommen sind, mit dem Mietwagen von/nach Amsterdam fahren und dann eine Kreuzfahrt von dort in die Ostsee nach Helsinki, Sankt Petersburg und die Metropolen des Baltikums machen.
Gemeinsam mit einem jungen Pärchen aus HH, die mit dem Rad unterwegs sind unterhalten wir uns angesichts anhaltenden Dauerregens sehr lange und empfehlen den beiden Ami's dringend auf ihrer Rückfahrt nach Amsterdam nicht in Kiel und Bremen wie geplant da im Reiseführer empfohlen (Norddeutschland ist demzufolge ein Anhängsel bei den detaillierten Beschreibungen zu Dänemark - unter Deutschland werden nur Berlin, Muenchen und Koeln mit Rhein näher erläutert). Wir konnten die beiden ueberzeugen, das es sich lohnt zwei Tage in HH zu verbringen, der Stadt von der sie noch nie etwas gehört hatten.
Interessant ist noch die Historie der JHG in Oksbol. Hier war nach dem 2. Weltkrieg eine Lager für deutsche Fluechtlinge zum Ende des Krieges. In 5 Jahren sollen rd. 35000 Menschen hier eine voruebergehende Bleibe gefunden haben. Das Areal lief unter dem Status einer Selbstverwaltung.
Ich komme erst um 10.15 Uhr los, aber es gießt immer noch. Na ja, das kenne ich ja schon in DK. Bis zur Sadtgrenze von Esbjerg gießt es, die Straßen stehen stellenweise unter Wasser. Erst bei der Monumentalskulptur "Menschen am Meer"

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schließen sich die Himmelsschleusen. Am Eingang von Esbjerg hat man vier riesige Menschenfiguren plaziert, die aufs Meer schauen. Warum, wieso, weshalb, keiner weiß, was der Kuenstler und die Stadt damit sagen will. Na ja, heute konnten die vier sowieso nichts sehen, weils so diesig war.
Durch Esbjerg durch (eine relativ junge Industriestadt) Richtung Ribe, der angeblich ältestens Stadt Skandinaviens.
Wen treffe ich beim Eintreffen - die beiden Kalifornier. Großes Hallo usw.
Kurzer Rundgang (sehr nettes historisches Stadtbild in der Innenstadt)

Nordseetour-2007-207

und zur Stärkung für den Weg den obligatorischen Fransk Hot Dog.
Die Landschaft ändert sich ab Esbjerg voellig. Flaches weites Land mit Wattenmeer vor dem Festland. Deiche, Kooege, Ackerbau, kaum noch Bäume. Viele Vogelstimmen, Schafe und Kuehe.
Weiter gehts, kaum bin ich unterwegs, fängt es wieder an zu schmuddeln und es wird immer duesterer, bis es schließlich wieder wie aus Kuebeln gießt. Im kräftigsten Regen begegnet mir noch ein Paar aus Hannover, das nur noch ein paar Kilometer bis zur Uebernacht bei Freunden kurz vorm Abzweig nach Romö hat. Ich habe es auch nicht mehr weit, als mir die zweite Speiche wegknackt (nach der Reparatur der beiden in Hirtshals also schon die Nr. 4). Endlich komme ich in Rudbol 300 m vor der deutschen Grenze in der JHG um 17.25 Uhr an. Kein internet, kein Fruestueck - super.
In der JHG trifft unmittelbar nach mir noch einen Radfahrer (Peter) aus der Nähe von Manchester ein, der nach Istanbul per Fahrrad über den Elberadwanderweg bis Prag und dann über Tchechien, Oesterreich, Ungarn und Bulgarien in die Tuerkei will - rd. 3.200 km (?).
Zum Abschied aus DK verbrate ich meine letzten Dänenkronen in einem dänischen Kro - Filetsteak vom allerfeinsten mit Pommes und Gemuese der Saison - ausgezeichnet, so gut habe ich lange nicht mehr gegessen. Der Preis? Knapp EUR 30,--.
Die Daten des Tages: 50 km im heftigsten Regen, 30 km im Nieselregen, Durchnittsgeschwindigkeit 20,9 km/h, knapp 6 Stunden im Sattel

Montag, 28. Mai 2007

28.5.07

Fjaltring - Oksbøl - 139 km

Morgens mache ich die Augen auf - die Wolken haengen tief, aber es ist trocken und der Wind kommt wie gestern von Norden. Das ist doch was. Fruehstuecken, einpacken, Fahrrad auf Vordermann bringen (Kette oelen, vorderen Gepæcktræger voellig neu fixieren - hat heute gehalten). Los gehts gg. 20 Minuten nach 8 Uhr.
Eigentlich stehen heute unendliche Kilometer auf unbefestigten Wege durch die Hochburgen der dænischen Ferienhausgebiete an. Ich werde aber die Passagen fast vollstændig auf der allerdings viel befahrenen Hauptstrasse zwischen Nordseeduenen und den unzaehligen Fjorden (der bekannteste ist der Ringkøbing-Fjord).
Bis 10.00 Uhr hat man das Gefuehl, am Pfingstmontag herrscht in DK Fahrverbot fuer Autos. Aber dann geht es los, mind. jedes zweite Auto hat ein deutsches Kennzeichen. Der Fahrradstreifen am Rand ist schmal, volle Konzentration ist angesagt. Ab und an ein Umweg ueber Nebenstrassen zur Entspannung.
Nach 15 km hoere ich vom Hinterrad ein mir leider bekanntes Geræusch, die dritte Speiche ist "geplatzt". Da hat der Monteur in Hirtshals doch recht gehabt, als er mir ankuendigte, dass nach einem Speichenbruch meist noch weitere folgen werden. Also etwas langsamer fahren und noch mehr auf Unebenheiten/Loecher in der Fahrbahn achten.
Kurz vor Hvide Sande kommt mir ein ælteres Ehepaar aus Geesthacht entgegen, dass von zu Hause bis Skagen auf dem Nordseekuestenradweg und auf dem Ostseekuestenweg durch DK und an der schleswig-holsteinischen Ostseekueste bis Luebeck und am Elbe-Trave-Kanal entlang zurueck nach Geesthacht radeln will. Seit einer Woche ist man unterwegs und will in einem Monat zurueck sein.
Die hoechste Erhebung Dænemarks an der Nordsee erklimme ich auf dem grossen Kettenblatt, der Blaabjerg 67 m hoch. Bei gutem Wetter soll man 40 Kirchtuerme sehen, ich sehe bei der diesigen Luft keinen.
Abstecher nach Henne Strand, Mittags- und Kaffeepause in einem. Ein Mann aus Hamburg spricht mich an. Er will ebenfalls die Nordseekuestenfahrradroute komplett fahren und hat per Rennrad bereits die Strecke Rotterdam - Leer und von Hamburg nach Meldorf absolviert. Im Juni soll eine weitere Teilstrecke folgen. Er ist an Tipps zur Strecke in Norwegen und Schweden interessiert, gebe ihm meine internet-Seiten-Adresse und wuenschen uns gegenseitig schoenen Urlaub bzw. gute Fahrt.
Zum Abschluss geht es vor Oksbøl etliche Kilometer ueber einen Truppenuebungsplatz, von denen es an der Westkueste DK's etliche gibt.
Nach kurzer Suche finde ich die JHG und checke um 16.50 Uhr ein. Durchschnitt 20,7 km/h, Nettofahrzeit 6.20 Stunden.

Morgen geht es direkt an die dænische Grenze und dann betrete ich uebermorgen wieder deutschen Boden.

27.5.07

Fjerritslev - Fjaltring - 169 km; Hoellenritt im Regensturm

Der Tag beginnt gut, beim Aufwachen scheint die Sonne. Das Fruehstueck mit einer Fussballtruppe aus Oslo ist gut. Um halb neun geht es bei geschlossener Wolkendecke ab auf die urspruenglich geplante længste Etappe.
Erste Station ist der Bulbjerg. 47 m hoch. Ein Kalksandsteinfelsen an der Jammerbugten und DK's einziger Vogelfelsen. Hier sollen sich ein besondere Spezie von Moewen paaren und brueten. Ich habe keine gesehen, dafuer aber einen von "Adolfs Mannen" errichten Bunker,

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der heute als Toilettenhaus genutzt wird. Da hat doch dieser Teil des Atlantikwalls eine sinnvolle Nutzung erfahren und man kann auf Hitler "sch......".
An der dænischen Kueste sind noch sehr viele Bunkeranlagen des von Skagen bis nach Spanien reichenden Atlantikswalls, der aber nie fertig wurde und letztlich Gott sei Dank auch nicht den Zweck erfuellte, den er haben sollte - siehe Landung der Allierten in der Normandie.
Auf der Strecke spricht mich eine Gruppe von dænischen Radrennfahrern an - small talk auf englisch, wo gehts hin usw. usw.
Vor und nach Hanstholm, an dem ich w/Kilometereinsparung vorbeifahre, ist es mal wieder etwas huegelig, ansonsten aber flach, flacher, am flachsten (das Streckenprofil, nicht was man sonst so denke koennte).
Kurz darauf nach 50 km fængt es wie angekuendigt an zu regnen. Also Regensachen anziehen und Gas geben, nur kurze Mittagspause. Leider ist der Regenueberzieher fuer den linken Fuss ziemlich kaputt (gibt ne Reklamation - Globetrotter soll da sehr kundenfreundlich sein) - Folge nasse und spaeter kalte Fuesse (beide, weil es im Tagesverlauf immer mehr an zu sauen fængt).
In Norre Voruper (den DK-Kennern sicherlich ein Begriff) bei Tages-Km 97 springe ich um 13.20 Uhr bei einem Bæcker rein. Muffin, Donut und Cola habe ich nach 10 Minuten weil die Kunden vor mir sich so schwer entscheiden koennen. Um 13.35 Uhr gehts los auf die letzten 38 km bis zur Fæhre ueber den Thyboron-Kanal, den Zugang des Limfjords zur Nordsee. Ich habe Zeit bis 15.20 Uhr, dann fæhrt die stuendlich verkehrende Fæhre dort - also Tempo, Tempo. Ich nehme jede dem Kartenmaterial zu entnehmende Abkuerzung (dank dem intensiven Kartenstudium am Vorabend). Das Wetter wird immer scheusslicher, mir ist richtig kalt, und mein vorderer Gepæcktræger læsst die "Ohren" auf den Fahrradmantel hængen. Also anhalten, neu fixieren. Die Zeit læuft, aber der Wind ist mit mir, er treibt mich richtig zur Faehre. Die letzten 8,5 km geht es schnurgerade auf einem Damm zwischen Wasser links und Wasser rechts, Regenwasser von oben und Spritzwasser von unten dahin, der Tacho schwankt zwischen 30 und 35 km/h. 10 Minuten vor Abfahrt bin ich da. Geschafft. Auf der Faehre ist von Limfjord und Nordsee dank der Regenwænde nichts zu sehen.
In Thyboron geht es erstmal einen km gegen den Wind, da spuere ich erst, wie kalt es im Tagesverlauf geworden ist und wie der Wind blæst, es geht durch und durch. Mein Mitgefuehl gilt denen, die heute gegen den Wind und den Regen unterwegs sind.
Mir ist jetzt fast alles egal, Augen zu und durch. Eine Strecke ueber einen unbefestigten Weg wird fast zur Schlammschlacht, mein Gepæcktræger muss auch noch mal neu fixiert werden. Dann kuendigt sich auch noch ein "Hungerast" an, den ich mit zwei Energieriegeln erfolgreich bekæmpfe. Endlich erreiche ich um 17.15 Uhr nach weiteren 35 km von Thyboron im stroemenden Regen die JHG in Fjaltring. Die Dame an der Rezeption bedauert mich unendlich, sie hatte eigentlich wohl nicht mehr mit mir gerechnet. Schnell noch zum Supermarkt um die Ecke und das Noetigste fuer heute Abend und das Fruehstueck Morgen frueh einkaufen und dann gibt es nur eins - 20 Minuten heiss duschen.

Was war sonst noch an diesem scheusslichen Tag?
Ein Fuchs lief vor mir ueber den Weg. Drei bepackte Radfahrer kamen mir entgegen, auf ein Gespræch wurde angesichts des Wetters u/o meines Zeitdrucks verzichtet.
Ansonsten ist Dænemarks Nordseeekueste fuer Radfahrer eher langweilig. Man sieht immer nur Wælder, Wiesen, Duenen, Heide, Ferienhæuser, Kuehe, Schafe und Pferde - ach ja die Schweine kann man meist im voraus riechen (heute allerdings erst wenn man vorbei war und die Stælle rechts von der Strecke standen).
Die JHG in Fjaltring ist uebrigens einmalig in der Hinsicht, dass sie ehrenamtlich von den Dorfbewohnern betrieben wird. Tolles, hyggeliges (gemuetliches) Haus mit Blick auf die Nordsee, wenn keine Regenschwaden dazwischen sind.
Technisch bleibt zu vermelden, 169 km mit einem Schnitt von 23,1 km/h in 7 Stunden 20 Minuten.

Samstag, 26. Mai 2007

26.5.07

Hirtshals - Fjerritslev - 99 km
Nach dem Fruehstueck, wie immer in DK gut, gehts es um 9.20 Uhr los. Gutes Wetter, angesagt war Regen und der Wind macht Hoffnung, schræg von hinten (meistens). So geht es wohlgemut auf die Strecke, u.a. an einem in den Dünen fast versunkenen immer noch in Betrieb befindlichen Leuchtturm vorbei,

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die wie fast immer in DK flach ist. Aber - 30 km geht es heute ueber unbefestigte Wege, wobei die durch Ferienhausgebiete verlaufende kaum befahrbar sind, und 15 km ueber den Strand

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von Løkken nach Blokhus. Man fæhrt unverændert durch KlitPlantagen (zum Schutz gegen Bodenerosion angelegt), relativ gut befahrbare Wege, es duftet nach Flieder, Ginster und Wald, gelegenlich auch ´nach Schweinestall, und eben Ferienhausgebiete. Die Kennzeichen der Autos sehen sehr oft sehr deutsch aus. Unterwegs kommt mir mal wieder ein Radler mit vollem Gepæck entgegen - ein Hamburger Ruhestændler, der bis zu den Sommerferien wieder zu Hause sein muss - solange hat ihm seine Frau frei gegeben, anschliessend gehts gemeinsam in Urlaub. Wir tauschen noch einige Tipps aus und weiter gehts. Kurz danach gerate ich in ein Militærmanoever. Der Hamburger hatte mich zwar drauf hingewiesen, aber ich hatte das Gebiet erst 10 km spæter erwartet. Na ja, ich bin nicht bedroht oder erschossen worden und die daenischen Soldaten in voller Kriegsbemalung wírkten sehr entspannt. Geschossen wurde nicht, so dass ich am Rande des angrenzenden Militæruebungsgelændes noch ein Reh beim Aesen beobachten konnte.
So komme ich um 16.40 Uhr in Fjerritslev an. Nach der Dusche kommt die Pressearbeit, die hiermit beendet wird. Ach ja, Durchschnitt heute 16,5 km/h (die unbefestigten Strecken und die Tour am Strand, die reissen den Schnitt runter), Nettofahrzeit rd. 6 Stunden, aktueller km-Stand 1.393.
Morgen gehts es auf eine Etappe von gut 160 km, ich suche heute Abend noch nach Wegen, die mir die unbefestigten Teilstuecke weitgehend ersparen. Drei Tage noch bis zur deutschen Grenze. Allen schoene Pfingsten.

25.5.07

Skagen - Hirtshals - 70 km
Bei einem guten Fruehstueck sieht man einem entspannten Tag entgegen, kurze Strecke, Zeit fuer Sightseeing, gutes Wetter. Denkste.
Vor der Abfahrt darf ich den dænischen Schuelern, die auf ihre Heimfahrt warten erklæaren, wo ich herkomme, wo ich hinwill, wieviel km an wieviel Tagen usw.
Um 9.30 Uhr geht es los Richtun Nordspitze DK, wo Skagerak und Kattegat zusammenschlagen. Ab Skagenspitze geht es jetzt nur noch gen Sueden. Ein zweites Mal durch Skagen, ein nettes offenbar wachsende Stædtchen mit zwei Hæfen (sowohl an der Nord- wie auch an der Ostsee) und fast ausschl. gelb gestrichenen Hæusern mit hellroten Pfannendæchern. Durch ein riesiges Heide und Duenengebiet geht der Radweg. Unterwegs mache ich einen Abstecher Richtung Tilsandet Kirke - eine im 14. Jahrhunder groesste Kirche in Nordjuetland, die mit der im 16. Jahrhundert einsetzende Sandwanderung (Bodenerosion) allmæhlich vom Sand eingeschlossen und 1795 aufgrund koeniglicher Anordnung geschlossen wurde. Heute ist noch der Turm, soweit er noch rausragt, zu sehen, der gerade weiss gestrichen wird.

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Kurz vor der 40 m hohen und 2 km langen wandernden (8 m p.a.) Råbjerg Mile (hier wurden bereit Wuestenszenen fuer Filme gedreht)

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knackt es zweimal im Hinterrad. Zwei Speichen sind an der Nabe abgerissen. Langsam "trage" ich mein Rad Richtung Tversted/Hirtshals auf der Suche nach einer Fahrradwerkstatt, die ich erst in HIrtshals finde. Also langsam rolle ich gen Westen. MIr kommen Horden von radelnden Norwegern entgegen, die mehr oder minder viel Bier getrunken haben. Einer erzaehlt mir, dass man heute morgen von Kristiansand mit der Faehre nach Hirtshals gekommen sei und mit dem Fahrrad einige Tage durch DK faehrt, vermutlich von Fredrikshavn zurueck nach Norwegen. Auf meinen gut gemeinten Ratschlag "Dont drink too much",im HInblick auf die leeren Bierdosen auf dem Gepæacktræger erklært mir mein GEspraechspartner, dass er diese nicht ausgetrunken sonder aufgesammelt habe - A ja, nette Norweger, so umweltbewusst.
Zu allem Uebel hat es an der Råbjerg Mile auch noch zu regnen angefangen, spæter schuettet es, und in Hirtshals versagen die Bremsen ihren Dienst.
Ab in die Werkstatt, fuer rd. 50 Euro erhalte ich zwei neue Speichen und vorne und hinten neue Bremsbelæge und der Gespæchtræger vorne wird auch noch ausgerichtet. In Deutschland wære es deutlich teurer geworden, immerhin hat Jens, so heisst er, fast eine Stunde gearbeitet.
Die JHG liegt direkt an der Nordsee. Erstmals nutze ich die Waschmaschine, aber leider gibt es kein internet.
Auf dem Weg zum Einkauf in der Innenstadt treffe ich einen jungen Mannheimer, der mit seinem Rad zum Nordkap hochwill und in ca. 3 Monaten wieder mit dem Rad zurueck in Mannheim sein will. Angereist war er wie ich per Bahn und wollte in der Nacht oder morgen per Faehre nach Kristiansand.

24.5.07

Hadsund - Skagen - 160 km

Gestern Abend war ich in Hadsund zum Essen beim einzig geoeffneten Restaurant gelandet - ein Nobelitaliener. Direkt am Mariager-Fjord gelegen mit einer gestylten Innenausstattung wie ich sie noch nicht gesehen habe. Einrichtung in schwarz, runde grosse herabhaengende Deckenlampen eine offene Kueche und ein vorzuegliches Essen (natuerlich Nudeln). In einem 8 - 9000 Einwohnern - Ort hatte ich sowas nicht erwartet.

Maria Huerliman hat es nach Daenemark verschlagen, weil sie zur See fahren wollte. Nach Zwischenstation in Holland ist sie dann mit ihrem Schweizer Ehemann in Hadsund "haengengeblieben" und fueht sich dort offenbar seit mehr als 15 Jahren sauwohl.

Nach einem gemeinsamen Freuhstueck mit dem Ehepaar aus dem "Lændle" geht es bei gutem Wetter und Rueckenwind um 9.30 Uhr los. Nachdem ich gestern den Randers-Fjord per Faehre und den Mariager-Fjord per Bruecke ueberquert habe geht es heute per Faehre ueber den Limfjord. Kurz vorher mache ich die Schnapszahl voll - 1.111 km.
Es ist absolut flach, das Rad schnurrt, die Landschaft ist unverændert (Wald, Wiese, Kuehe, aber nur noch selten Schweinestælle). Hinter dem Limfjord faehrt man sehr oft an Ferienhausgebieten vorbei, vorher eher die absolute Ausnahme. Bei Kongerslev geht es an einem Naturschutzgebiet vorbei (die Durchfahrt aufgrund Warnung von Maria w/katastrohaler unbefestigter Strecke umgangen), Hier wird Torf abgebaut, am Rande sind Geesthuegel, in denen Kreide abgebaut wird, tolle Farbmischung mit Gruen durchsetzt.

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Kurz vor Saeby entscheide ich mich, den Rueckenwind bei zunehmend kuehler werdender Witterung zu nutzen und bis Skagen durchzufahren.
Bei der Umfahrung von Frederikshavn finde ich einmal das Streckensymbol nicht. Ergebnis: Tief im Walde ist es dunkel, ich hoere zeitweise keine Zivilisationsgerausche mehr. Nach geraumer Zeit hoere wieder Autolaerm - endlich eine Strasse als Orientierung und der Wege zurueck auf die Strecke.
Gegen 17.45 Uhr komme ich in Skagen an. Die JHG ist aber ausgebucht, aber eine dænische Lehrerin rettet mich. Man hat ein Zimmer zuviel, dass man zwar bezahlt aber nicht nutzt. So komme ich zum halben Preis zu einem Zimmer mit eigener Sanitærzelle. Am Abend spendiere ich den beiden (aelteren Lehrerinnen, die an einer Privatschule in Suedseeland unterrichten) eine Flasche Rotwein als Dankeschoen.
Fahrzeit netto heute8 Stunden 20 Minuten, Durchschnitt 22,7 km/h.

Schweden ein Kurzfazit

Schweden - 398 km

Keinen Elch gesehen, weder in Norge noch in Sverige - bitter, das einzige was diesbezueglich bleibt - viele Warnschilder mit Elchen drauf - na ja, hilft auch nicht richtig weiter.

Schweden ist "lieblicher" als Norge.

Die Schweden sind vielleicht nicht ganz so offen wie die Norweger, aber ich musste eigentlich auch nicht nach irgendwelchen Dingen in Schweden fragen.

Die JHG sind o.k.

Preise fast so hoch wie in Norwegen. Alllerdings hat die Post mich bei der Ruecksendung von nicht mehr benoetigten Karten undReisefuehrern geschockt, Skr 130 fuer einen Din A-4 Umschlag = EURO 15 (i.W. fuenfzehn).

Die Strecken fast durchgaengig einwandfrei asphaltiert, nur wenige Teilstrecken auf nicht asphaltierten, aber gut befahrbaren Wegen. Das Terrain wurde zunehmend Flacher, je weiter man nach Sueden kommt. Insofern konnte man jeden Tag ein wenig entspannter fahren.

Sehr gute Kennzeichnung der Strecken.
MIt Ausnahme des Grossraums von Goeteborg und Stroemstad erscheint die Westkueste von Schweden noch menschenleerer als die Suedkueste von Norwegen, ist aber klimatisch ggue. der Suedkueste von Norwegen weniger beguenstigt (die Natur war zurueck).

Schweden ist ein urspruenglich gebliebenes Land, wobei mir die Kueste nicht so zusagt wie die von Norwegen. Wenn nochmal nach Schweden, dann nach Goeteborg u/o Stockholm.

Mittwoch, 23. Mai 2007

23.5.07 - der 1.000 km zwischen Brønnerup Strand und Møllgard (oder so)

Varberg - Hadsund 99 km
Nach einem letzten km in Schweden geht es in den Bauch der Faehre. Nur sehr wenige Fahrgæste/Fahrzeuge. Nur eine Horde Japaner stoert die allgemeine Ruhe. Ich lege mich auf dem Sonnendeck in die Sonne und geniesse die Meeresluft.
Fruehstueck bestand in der JHG aus einigen Scheiben Brot und zwei Bechern Wasser mit meiner tæglichen Ration Vitamin-C- und Magnesium-Tabletten. An Bord gibt es noch Kaffee und ein Broetchen.
Um 13.20 Uhr rolle ich von der Fæhre in Grenaa nach Dænemark hinein. Die Sonne lacht und der Wind kommt von hinten - zunæchst. Der Durchschnitt geht ueber 23 km/h - aber nicht lange, es geht stændig Auf und Ab und auf einmal kommt der Wind von vorn. Nun ja das kenne ich ja nun schon , ich glaube der vierte Tag mit richtig Gegenwind. Das schlaucht - also erstmal einen Fransk-Hotdog und eine Cola. Das gibt Kraft (?).
Die Landschaft besteht aus viel Wald, viel Wiesen und viel Æckern, dazwischen riecht es immer streng nach Schwein (sehr viele Mastbetriebe). Menschen sieht man selten, autos auch, dafuer aber um so mehr Kuehe und Schafe sowie ab und an einige Pferde.
Die Strecke ist durchweg gut asphaltiert, nur zwei Schotterpassagen von zusammen 5 km, wobei die zweite 3 km lang ist und mir kurz vor dem Ende der Etappe wie eine kleine Ewigkeit vorkommt.
Unmittelbar vor der JHG treffe ich ein Ehepaar aus dem "Lændle". Sie sind auf dem Weg von Flensburg nach Skagen auf dem Ostseekuestenradweg und wollen nach einer Woche Ferienhausaufenthalt an der Spitze Dænemarks dann mit dem Rad an der Nordsee wieder runter nach Flensburg, wo das Auto steht.
Die JHG-Leiterin ist eine Schwyzerin, Maria Huerliman, wie sie hier gelandet ist, werde ich Morgen beim Fruehstueck erfahren - bestimmt.
Also Ankunft 18.30 Uhr, Durchschnitt immerhin noch 21,1 km/h. Ab Morgen soll es laut Maria bis Skagen nur noch einen Huegel geben. Warten wir es ab.
Fuer eine Neugierige: Aktueller km-Stand heute Abend 1.065.
Ich muss Schluss machen, Maria muss zur Geburtsfeier.

22.5.07

Gøteborg - Varberg - 98 km

Bei einem wunderbaren Fruehstueck in der JHG Slottskogen (am Schlosspark gelegen) freut man sich auf einen schoenen Radtag. Die Nacht war durch reichlich Laerm von spaet zurueckkommenden Nachtbummlern diverse Male unterbrochen.
Der Himmel ist bedeckt, kein Blatt bewegt sich, nur sehr viele Goeteborger auf dem Rad, die mir aus der Stadt raus (nicht einmal verfahren!!) Richtung Arbeit entgegenkommen. Mit dem Start um kurz nacht 8 Uhr geht es in einen entspannten Tag, die Strecke ist fast ausnahmslos flach, gute Radwege und weitgehend Rueckenwind. Die Landschaft oeffnet sich, weite Felder, weniger Baeume, alles duftet. Immer wieder fæhrt man an Golplætzen vorbei und einmal mitten hindurch. Die Schweden sind ein Volk von Golfern, wenn man sieht wieviele sich bereits am fruehen Vormittag golfen.
Die suedliche Kueste ist offenbar das "Blankenese" von Goeteborg. Eine Villa reiht sich an die andere. Ein Objekt sticht besonders heraus. Es muss mehrere Hektar gross sein, mind. zwei grosse Gebaeude sind zu sehen. Umgeben ist das Areal mit einer Granitmauer mit Granitsaeulen , zwischen denen schmiedeeiserne Gitter eingefasst sind. Das ganze natuerlich durch diverse Kameras gesichert.
Ansonsten fallen die Unmengen an Marinas und Bootsliegeplætze ins Auge. Man koennte meinen, jeder Schwede besitzt ein Boot, ob gross oder klein - Hauptsache es schwimmt.
Das Meer riecht nach Ostsee, ich bin ja auch am Kattegat und nicht mehr am Skagerak = Nordsee.
Gegen Mittag kommt die Sonne durch und ich kann zum ersten Mal auf der Tour ohne Jacke und Arm- und Beinlinge fahren - herrlich.

Unterwegs treffe ich kurz hintereinander einen jungen Schweden und ein in etwa in meinem Altersbereich befindlichen Dænen. Der Schwede kommt aus dem Norden Schwedens, hat auf dem Fahrrad einen Freund in Veilje/Dænemark besucht und ist jetzt auf dem Rueckweg gen Heimat - er hat noch ca. 500 km vor sich.
Der Dæne ist offenbar einen Weltenbummler auf dem Rad. Er will nach Kirkenes hoch und ueber Finnland und das Baltikum irgendwann im September wieder zu Hause in Dænemark sein. In den vergangenen Jahren hat er offenbar mindestens halb Europa per Rad bereist.
Ich rolle weiter, geniesse die Sonnen und die weiten Felder und die Blick auf das Meer. Kurz vor Varberg fahre ich an einem riesigen Vogelschutzgebiet vorbei, in dem es von Voegeln aller Art nur so wimmelt.
Schon bin ich in Varberg gegen 14.30 Uhr angekommen. Die JHG liegt in einer ehemaligen Festung direkt am Hafen. Bummle durch Varberg, ein kleiner netter 200 Jahre alter Kurort. Von der Festungsanlage kann man wunderbar das Treiben der Einheimischen am Uferrand beobachten und auch die Einfahrt der Stena Nautica in den Hafen anschauen, mit der ich Morgen nachDænemark uebersetze.

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Abendstimmung in Varberg

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Heute 5 Stunden Nettofahrzeit und ein Schnitt von 19,4 KM/h.

Montag, 21. Mai 2007

21.5.07 - Goeteborg

Ein Rundgang durch Goeteborg. Die Stadt ist wunderschoen. Unheimlich viel Gruen, viele Bäume in den breiten Strassen, viele Parks. Sehr viele Kupferdächer, die an die Hamburger Binnenalster erinnern. Die Häuser sind weitgehend in Backstein (rot, gelb) errichtet, haben sehr Balkone und die Eckhäuser meist kleine Tuermchen.

Nordseetour-2007-098

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Aber auch moderne Gebäude sind gut in das Gesamtbild der Stadt eingepasst. Die Wohnhäuser haben durchweg 5 bis 8 Stockwerke, ohne dass es beengt wirkt.
Die Einkaufsstrassen/-passagen "leben".
Am GötaAlv beeindrucken die Gebäude mit maritimen Bezug. Alte Lagerhäuser sind zu Geschäftsbauten umgewidmet bzw. haben musealen Bezug, u.a. ein maritimes Museum mit alten Feuerschiffen, Seglern, Dampf- und Marineschiffen. Das moderne Opernhaus direkt am GötaAlv ist sehr modern gehalten und beeindruckend - mal sehen wie im Vergleich in Hamburg die neue Oper im Kaispeicher A wirken wird.
Die Restaurants in den Wohngebieten sind durchweg gut gefuellt, die Pasta in einem mit viel Liebe eingerichteten und vielerlei italienischen Utensilien ausgestatteten Restaurant in der Nähe der JHG sind ausgezeichnet und auch nicht teurer als in Deutschland.

Goeteborg ist ein Wiederkommen wert, per Stena Line von Kiel kein Problem, die Abfahrt der Fähre nach Kiel habe ich noch gesehen.

Die Fuesse sind das lange Laufen offenbar nicht mehr gewohnt oder durch die tägliche Kurbelei ueberlastet. Daher werde ich jetzt die Fuesse hochlegen und mich auf Morgen vorbereiten. Gute Nacht.

21.05.07

Tofta/Orust - Göteborg - 110 km

Um noch etwas in Göteborg unternehmen zu können, will ich um 7.00 Uhr starten. Leider hat es ueber Nacht zu regnen begonnen, so dass ich nach wieder selbst gemachten Fruehstueck und Anlegen der Regensachen um 7.20 Uhr los komme. Gott sei Dank kein Wind - aber 90 km Regenfahrt. Die Inseln Orust ist noch irgendwie noch schöner als die vorher durchfahrenen Landstriche. Ueber die Insel Tjoern und Bruecken geht es aufs Festland weg von der Kueste. Die Städte Stenungssund, Jorlända und Kungälv lasse ich links liegen, Fotostopps fallen bis Göteborg aus (Landschaft im Regen ist sowieso nicht so interessant), ich will nur schnell weiter und durch längere Stopps nicht kalt werden. Bei Kungälv hört der Regen auf. Einfahrt in die Aussenbezirke von Göteborg mit einem Orientierungsproblem. Ich entscheide fuer die als "Touriststraket" ausgezeichnete Route und mach so eine Stadtrundfahrt durch die Aussenbezirke statt einer Fahrt immer im Lärmbereich der Autobahn. Nette Wohngebiete hat Göteborg. Ueber die Götaalvbron komme ich zum Zentrum und weiter zur JHG Slottskogen mitten in der Stadt, die ich um 14.00 Uhr erreiche.
So jetzt ist es 16.40 Uhr und ich stuerze mich in das schwedische Stadtleben.

20.5.07

Grebbestad - Tofta/Orust - 108 km
Selbstgemachtes Fruehstueck ohne Kaffee - war lecker. Um 8.40 Uhr geht es bei unverändert windigem Wetter unter Wolken los. Durch Wald und Wiesen

Nordseetour-2007-077

geht es vorbei an Schären. Rauf und runter

Nordseetour-2007-072

so wie immer, gott sei dank wird es nicht schlimmer. In Fjällbäcka angekommen, gibt es zwei Dinge hier zu beachten. Der Ort ist um einen riesigen Felsen gebaut. Durch den Felsen läuft ein breiter Spalt, in dem Teile des Films Ronja Räubertochter gedreht wurden. Am Hafen steht eine Bueste von der Schauspielerin Ingrid Bergman, die vor Fjälbäcka auf einer Schäre ein Sommerhaus gehabt haben soll, in dem sie oft den Sommer verbrachte.
Dann komme ich nach Hamburg(sund), nur deshalb sei es erwähnt.
Die weitere Orte auf der Strecke habe durchweg eine Marina, und sehen alle eigentlich gleich aus. Von Lysekil geht es mit einer Personenfähre mit 250 Plätzen, von denen nur zwei besetzt sind nach Fiskebäckesil. Von dort ueber zwei Inseln/Fähren nach Tofta zur JHG, die sehr ruhig liegt und um 17.30 UHr erreiche. Nachdem ich kurz vor der Ankunft in Ellös bereits warm gegessen habe geniesse ich den Abend auf der Terrasse mit dem Blick aufs Meer. Da der Gegenwind mich wieder sehr geschlaucht hat, liege ich um 20.00 Uhr auf dem Bett und wache am Morgen um 6.00 Uhr vom Wecker wieder auf - ich war wohl ziemlich groggy.

19.5.07 - Schweden

Svinesund - Grebbestad - 81 km
Schweden begruesst mich mit Regen. Auf der Svinesund-Bruecke

Nordseetour-2007-058

ruft mir ein Schwede "Welcome to Sweden" zu. Ein gutes Omen? Nach 10 km hört der Regen auf und mehr und mehr setzt sich die Sonne durch. ie Regensachen kann ich bald ablegen. Leider frischt der Wind auf und ich habe fast durchgängig sehr kräftigen Gegenwind - Radfahrers Liebling.
Die sehr gut ausgeschilderte und einwandfrei befahrbare Strecke fuehrt durchweg durch Wald und Wiesen an Seen und Meer vorbei - ein Terrain dass etwas flacher als in Norwegen ist. Ein Eichhörnchen läuft direkt vor mit auf der Strasse hin und her. Orte bestehen in der Regel aus max. 5 bis 20 Häusern, gelegentlich stehen einsame Bauernhöfe am Wege. Ruhe total, wenig Autos.
Einzig grössere Stadt ist Strömstad,

Nordseetour-2007-067

Fährhafen nach Norwegen - insgesamt sind seit der Grenze sehr viele norwegische Autos unterwegs - billigere Einkaufsmöglichkeiten als in Norwegen (an der Grenze sieht es aus, wie in Flensburg zur dänischen Grenze hin - ein Einkaufscentrum/Laden neben dem anderen).
Gegen 17.30 Uhr komme ich in Grebbestad direkt am Hafen/Wasser

Nordseetour-2007-069

gelegene JHG an. Erste Wäsche, Einkäufe fuer Fruehstueck Morgen, das erst um 11.00 Uhr Fruehstueck serviert wird.
Abends eine Pasta Marinara, da geht es doch gleich wieder viel besser, nachdem mich der ständige Gegenwind heute reichlich geschlaucht hat. Nach zwei Leichtbieren (3,5 % Alkoholgehalt) auf den HSV-Sieg gg. Aachen und das Erreichen des 7. Platzes schlafen ich schnell in.

Norwegen - ein Fazit

550 km durch ein Land, das am Nationalfeiertag in Rot-Weiss-Blau schwelgt und sich im Tagesverlauf offenbar total besäuft. So zumindest mein Eindruck am 17.5. in Tönsberg beim Beobachten der Leute im Restaurant. Die Augen verdreht, das Sprachzentrum stark in Mitleidenschaft gezogen und trotzdem wird Bier und Alkohol in Unmengen in sich hineingeschuettet. Aber eben vornehmlich nur am Nationalfeiertag - da lässt man das Rot-Weiss-Blau halt raus.

Nun zum Wichtigen:

Natur und Landschaft einfach nur traumhaft, Leute durchweg sehr nett, offen und hilfsbereit.

JHG, nun ja, interessant, dass in den Industriestädten sehr viele aus- und inländischen Arbeiten in den JHG uebernachten, weils billig ist.

Radwege nur z.T. als solche zu bezeichnen. Ich werde jedenfalls nicht mehr ueber die zum Teil katastrophalen Radwege in HH meckern. Die Ausschilderung war z.T. desolat, wie oft ich mich verfahren habe, keine Ahnung. Aber wenn ich dran denke, dass in zwischen Arendal und Tvedestrand einmal im Kreis (10 km?) gefahren bin, ohne es zu merken, dass ich falsch war - nun ja.

Streckenprofil wird als leicht befahrbar bezeichnet - Widerspruch, das Terrain und die Strecken sind m.E. anspruchsvoll, ständig Auf und Ab.

Norwegen ist teuer, aber nicht so teuer wie ich befuerchtet habe.

Norwegen wird keine einmalige Er(Be)fahrung sein. Ich komme wieder - nicht nur zum Radfahren.

19.5.07

Sarpsborg - Svinesund - 29 km

Die ganze Nacht hat es gegossen. Morgens sieht es auch nicht besser aus. Bei guten Fruehstueck spreche ich mit einem Norweger aus Sandness b/Stavanger (550 km entfernt) mit Radsportanzug. Er trainiert drei junge Damen, die in Fredriksstad an drei Rennen heute und morgen teilnehmen. Die JHG ist voll von Radsportlern aus ganz Norwegen, die in Fredriksstad starken. Vom Gesprächspartner bekomme ich mittels Standpumpe neuen Druck auf die Reifen. Wir wuenschen uns viel Erfolg bzw. gute Fahrt. Nach der Schmierung der Kette (schon Rostansatz nach dem Regen) gehts es um 9.20 Uhr los, gott sei Dank ist es trocken. Nach den ersten Tritten merke ich, dass etwas mit der Schaltung nicht stimmt - der zweite Kranz vorne ist verbogen, muss gestern Abend bei der Rueckfahrt vom Essen zur JHG passiert sein. Also fahre ich nur noch auf dem kleinen und dem grossen Kranz.
Nach 20 km fängt es wieder an zu regnen. Kurz vor der schedischen Grenze kommt mir doch tatsächlich ein mit Packtaschen beladener Radfahrer entgegen. Hi, where do you come from? Er kommt aus Hannover und will zum Nordkapp, Start am 8.5., am 21.6. zur Mittsommernacht will er dort sein, um anschliessend ueber Finnalnd und die Ostseekueste bis zum 22.7. wieder in Hannover zu seinn. Er radelt low budget - d.h. er hat schon unter Bruecken, umgedrehten Booten und auf Behindertoiletten (sehr sauber. - ?) geschlafen. Nu ja, wenn es denn sein muss. Im Regen wird mir kalt, wir verabschieden uns und tauschen die ueblichen Wuensche aus. Nach 29 km erreiche ich um 11.45 uHR Schweden im Regen.

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01. 2007 - Prolog
02. 2007 - Start
03. 2007 - Norwegen
04. 2007 - Schweden
05. 2007 - Dænemark
06. 2007 - Deutschland
07. 2008 - es geht weiter
08. 2008 - Belgien
09. 2008 - Holland
10. 2008 - Deutschland II
11. 2010 -Großbritannien
12. 2010 - Schottland - Shetlands, Orkneys, Highlands
13. 2010 - Schottland - der Süden
14. 2010 - England
15. 2011 Norwegen II
16. Abschließende Zusammenfassung
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