Donnerstag, 26. Juni 2008

2. Mittwoch, 18. Juni 2008

Renesse – Egmont Binnen – 205 km
Ich wache auf und blicke in die Augen von Cleopatra auf, hab ich mich verfahren? - ach nein, das Wandbild. Extra für mich hat Francis das Frühstück ab 7.30 Uhr angerichtet (normal erst ab 9.00 Uhr) – muß dafür auf frisch selbstgebackenes Brot verzichten. Ich unterhalte mich mit Francis auf Englisch, bis sie sagt, daß sie sich doch ein wenig wundert, daß ich mit ihr Englisch spreche, schließlich sei Renesse eine deutsche Urlauberhochburg. Zum Abschied unterhalten wir uns auf Deutsch. Wenn ich Zeeland noch einmal besuche, werde ich sicherlich im `T-Diepe wieder übernachten, vielleicht im japanischen oder mexikanischen Zimmer.
Der Wind hat aufgefrischt und gedreht, er kommt von hinten. Dafür hat sich der Wolkenanteil erhöht, aber insgesamt ist es sehr angenehmes Wetter. Ich nehme meinen zweiten Radtag kurz nach 8.00 Uhr in Angriff.
Über den Grevelingen-Abschlussdamm des Rheinmündungsdeltas geht es von Zeeland in die Provinz Zuid-Holland um gleich wieder über ein das Haringvliet-Sperrwerk Richtung Rotterdam-Hafen zur rollen. Der Wind treibt mich vor sich her, Durchschnitt bei bis zu 27 km/h. Links und rechts weitgehend landwirtschaftlich genutzte Polderlandschaft, z.T. Gewächshäuser. Rozenburg ist durch Industrielandschaften geprägt.
An der Fähre von Rozenburg nach Maassluis über den Nieuwe Waterweg treffe ich einen Binnenschiffer aus der Nähe von Stuttgart., der mir vom Leben eines Rheinschiffers ein wenig erzählt. Vier Wochen auf dem Schiff arbeiten, vier Wochen frei. Am schlimmsten wären die Zeiten im Hafen, wenn man auf Ladung warte, dann sind entrosten, malen und was sonst noch so an Schiffspflegearbeiten anfällt, angesagt. Er pendelt seit Jahren zwischen den Häfen an der Rheinmündung und Basel auf dem Rhein und hofft sich in nicht allzu ferner Zukunft auf Hispaniola in der Dominikanischen Republik mit seiner aus Haiti stammenden Frau niederzulassen.
Rotterdam lasse ich rechts liegen (Innenstadt soll lt. Binnenschiffen sehr großzügig gebaut und schön sein) und kämpfe mich für gut 10 km gegen den Wind Richtung Hoek van Holland an der Nordsee. Links Seeschiffe, rechts Glaslandschaften (Gewächshäuser), kilometerweit. Ein Viereck zwischen Den Haag, Delft, Vlaardingen und Hoek van Holland ist fast vollständig von Gewächshäusern bedeckt, in denen vornehmlich Gemüse und Schnittblumen angebaut werden. Ist schon irre, wenn man kilometerweit neben sich nur Gewächshäuser mit Tomaten, Gurken oder Paprika sieht. Über Monster und Kijkduin erreiche ich Scheveningen, das bekannte Seebad, das mich überhaupt nicht anspricht. Ausnahme: Ein Straßenzug, in dem ich wohl einen Kilometer nur unter/an orangefarbigen Wimpelbändern/Flaggen und sonstigem Dekorationsmaterial durch/vorbei fahre. Es soll wohl Wettbewerbe zwischen einzelnen Straßen geben – Motto: Welche Straße ist oranger?

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Mich spricht ein Radler aus Mainz an – sind wir hier richtig? Er ist von Mainz den Rhein bis zur Mündung runtergefahren, nachdem er im Vorjahr wohl fast von der Rheinquelle bis Mainz gefahren war. Hat noch einige Tage Zeit und will jetzt weiter bis nach Friesland. War ein wenig frustriet, da er in den letzten zwei Tagen fünf Platten hatte – hatte offenbar seine Fahrradmäntel nicht rechtzeitig erneuert und bei den Fahrradschläuchen nicht auf den erlaubten maximalen Luftdruck geachtet. Toi, toi, toi, meine „unkaputtbaren“ Fahrradmäntel, deren Laufeigenschaften zwar etwas schlechter sind, haben mich bisher von solchen Maleschen verschont.
Ich biege von der Küste ab Richtung Den Haag, zunächst durch verschiedene großzügige Grünanlagen. Die Straßenzüge sind typisch holländisch mit den klassischen gestuften Friesengiebeln weitgehend in Backsteinmauerwerk. Die Innenstadt ist von Kirchen-, Museums- und den Regierungsbauten geprägt.

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Ich fahre durch einen weitläufigen Park Richtung Königlichem Schloss, dem Huis ten Bosch, das von einem Wassergraben, einem hohen Sicherungszaun und hohem Baumbestand umgeben ist. Den Haag lohnt einen weiteren Besuch. Ein Foto vom Schloss,

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die Sicherungsbeamten treten geübt aus dem Bild, und es geht zurück an die Nordseeküste, wo nunmehr nach vorher Deichen jetzt eine Dünenlandschaft folgt
Die Radwege verwandeln sich in eine Art „Radautobahn“, zweispurig, jede Richtung 2 m breit und in der Mitte eine weiße durchgehende oder unterbrochene Linie.

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Bei Rückenwind braucht man kaum noch treten, allerdings geht es ständig leicht rauf und runter, links der Dünenwall zur Küste, rechts die Dünenlandschaft – sehr entspannendes Radfahren. In Katwijk aan Zee gönne ich mir ein Fischbrötchen, EUR 4,00, satter Preis (in Ostfriesland kostet es später nicht einmal die Hälfte). Hier überquere ich die ehemalige Rheinmündung (Oude Rijn) – kaum zu glauben, das dieses kleine Flüsschen einmal die Rheinmündung gewesen sein soll. Typischer Badeort, dem weitere folgen, Noordwijk aan Zee und Zandvoort.
Zwischen diesen beiden Badeorten könnte man zum Keukenhof, dort wo die Tulpen, Hyanzinthen und Narzissen spriessen abbiegen, was ich mir erspare, da die Blüte schon vor Wochen zu Ende gegangen ist, oder zum holländischen Raumfahrt-zentrum (SPACE Expo), wo die Ariane-Raketen, Teile des Spacelabs für die ISS-Raumstation und Raumsonden mit entwickelt wurden, abbiegen. Ich will aber Kilometer fressem, daher geht es weiter vorbei an Bloemendaal, dem holländischen Hockeyzentrum durch die Dünen-/Kiefernwaldlandschaft mit sehr mäßiger Beschilderung nach Ijmuilden/Velsen-Zuid zur Überquerung des Noordzee-Kanaals, durch den Amsterdams Hafen im Hinterland auch für Seeschiffe erreichbar ist. Dank der mauen Beschildung verfahre ich mich kräftig. Eine nette Holländerin erklärt mir den Weg zur Fähre, leider nicht über den Noordzeekanaal, sondern nach Newcastle, die in ca 45. Minuten fährt. Als sie mich ein zweites Mal sieht, will sie mir noch mal den Weg erklären, bis ich ihr klar gemacht habe, daß ich nicht nach Newcastle sondern nach Velsen-Noord will, dauert es ein wenig, aber schließlich habe ich meinen Standort auf der Karte identifiziert und hätte die richtige Fähre auch ohne die hilfreiche Dame gefunden.
Vorbei an Hochöfen und Stahlfabriken geht es weiter in das nächste Dünengebiet, eines heißt Russenbergen, wusste gar nicht, daß die schon mal an der holländischen Küste waren – na hat wohl ne andere Bedeutung.
Nach vielen Dünenautobahnkilometern suche ich den Abzweig Richtung Egmont Binnen und stoße fast mit frei laufenden kollosalen Wildrindern mit zotteligem braunen Fell und imposanten Hörnern zusammen.

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Gott sei Dank reagieren sie nicht auf den „Kollegen“ mit orangefarbenen Gepäcktaschen und rotem Windbreaker. Vorsichtig rolle ich vorbei. Später treffe ich noch auf diverse andere „Kollegen“ dieser gewaltigen Tiere, die sich aber nur für das Fressen von Gras und Blättern interessieren.
Nun glaub ich den Abzweig nach Egmont Binnen gefunden zu haben – Jeugdherberg. Statt Seiten- habe ich aber Gegenwind, 4 km – komisch. Ich finde auch die Jugendherberge, ist aber die falsche und voll. Nochmals 8 km mit Rückenwind u.a. an herrlichen Blumenfeldern

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vorbei erreiche ich das Stay ok-youth hostel Egmont Binnen kurz nach 19.00 Uhr und ein Bett ist auch frei. Junge Mitarbeiter, gut drauf, nette Atmosphäre, Abendessen erhalte ich auch noch und das Bier schmeckt auch.
Heute war ich 8 1/2 Stunden im Sattel, im Schnitt 24,1 km/h und 57 UPM, max. 43 km/h.

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