14. 2010 - England

Donnerstag, 1. Juli 2010

01.07.2010 - Kettleburgh - Harwich - 135 km

Um 8.30 Uhr geht es bei weiterhin Topwetter auf die letzte Etappe von ca. 120 km. Der Rest folgt entweder in Harwich in der Library oder von zu Hause.
So nach einem heissen Tag mit staendigem Auf und Ab bin ich noch 37 km von Harwich entfernt in Colchester, der aeltesten Stadt Englands heil angekommen. Auf dem Weg gab es wie auch an den vorhergehenden Tagen nichts Aufregendes zu sehen.
Bei einer Mittagspause in Hadleigh zwischen Ipswich Town und Colchester gelegen, spricht mich ein aelteres Rentnerpaar aus der Naehe von London (bei Stanstead) auf mein Rad und die Tour an. Wir unterhalten uns intensiv ueber die Schoenheiten Englands und Deutschlands, wobei ich den beiden natuerlich einen Besuch Hamburgs und auch Muenchens ans Herz lege.
Gespraeche von Rad zu Rad mit einem Rennrad fahrenden Schotten bei der Ausfahrt aus Woodbridge, den es 4 Jahre vor seinem Eintritt ins Pensionsaerdasein im vergangenen Jahr in die Naehe von Ipswich verschlagen hat, und einem jungen Rennradfahrer kurz vor Colchester, der wie ich in der Naehe von Framlingham gestartet ist und nach London will, um sich dort mit einem Freund zu treffen und dann noch heute Abend gemeinsam mit dem Rennrad zurueckzufahren (gut 200 km fuer heute). Beide sind von meiner Tour sehr angetan, der junge Radler hat kuerzlich mit seinem Freund beschlossen, die NSCR in einigen Jahren ebenfalls in Angriff zu nehmen.
Dem Gespraech verdanke ich ein erneutes Verlieren der Route, muss ein Schild uebersehen haben, lande auf dem Radweg direkt neben der Autobahn (ohne Leitplankenschutz oder dgl.). Nach zwei Rueckfragen finde ich aber den Weg ins Stadtcentrum dieses schoenen Staedtchens, das sehr belebt und vom Verkehrsinfarkt akut bedroht ist. Im Centrum liegt das Schloss mit einem herrlichen Schlosspark.



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Dort ins Touri-Infocenter, die mir den Weg zu einem internetcafe, das von Behinderten betrieben wird, zeigen, wo ich nun meinen letzten Bericht auf der Insel ins net stelle.
Alles sehr gut gelaufen und die letzten km werden es wohl auch werden. Bin sehr zufrieden und freue mich unheimlich auf zu Hause.
In diesem Sinne Tschuess bis demnaechst, wenn ich definitiv verschiedene Bilder von meinen drei Touren 2007, 2008 und 2010 einstellen werde.
Die letzten 600 km zur Vervollstaendigung der Runde folgen 2011. Und dann ist es vollbracht, einen meiner Traeume habe ich dann gelebt.
ERGAENZUNG:
Aus Colchester raus spricht mich ein Englaender an, der intensiv Rad faehrt und im Mai von Newcastle nach John O'Groats mit seiner Frau in 14 Tagen geradelt ist. Netter Kerl, wuenscht mir einen entspannten Ausklang meiner Tour und avisiert mir eine besonders schoene Strecke auf dem Weg von Colchester nach Wivenhoe, einem alten, sehr gut erhaltenen Staedtchen wenige Kilometer von Colchester entfernt. Hat nicht zuviel versprochen, durch kleine Waeldchen geht es auf einem Damm entlang eines kleinen Flusses und Wivenhoe ist wirklich ein sehr nett anzuschauendes Staedtchen.
Weiter gehts nach Harwich, fast immer leicht bergab, sehr angenehm, zumal der Wind wie erhofft von hinten kommt. Einfahrt nach Harwich hinten herum entlang der Uferpromenade, wo ich meine Faehre gerade einlaufen sehe. Beim Versuch ein Restaurant fuer mein letztes Abendessen auf der Insel zu finden, scheitere ich. Letztlich lande ich bei einer Take-away-Pizzeria und labe mich an einer solchen sehr gut schmeckenden. Als Nachtisch gibt es aus dem Supermarkt eine Dose Pringles und vier Dosen Bier fuer die Faehre.
Nach 6 km extra, da ich mich auf einen bestimmten Kreisverkehr total fokussiert hatte, musste ich 3 km zurueck fahren, komme ich endlich am Faehrhafen an, wo ich auf diverse englische Radler stosse, die alle aus Anlass des Starts der Tour de France in Rotterdam fuer einige Tage nach Holland zum Tour-Atmoshaere-Schnuppern und z.T. zu einer anschliessenden kleinen Tour durch Holland die Insel verlassen.
Um 21.15 Uhr geht es auf die Faehre und nach herrlicher Dusche und zwei Abschlussbieren (die letzten engl. Pfund mussten weg) und einem netten GEspraech mit einem deutschen LKW-Fahrer geht es ins Bett.
Die technischen Daten:

Heute: Puls 100, Schnitt 18,0 km/h, 650 Hoehenmeter, 2 % Steigung im Schnitt, max. 12 %, Temp. von 19 bis 31 Grad.

GESAMTKILOMETER auf der Insel 2.320, davon 1.303 in Schottland und 1.017 in England an 20 1/2 Tagen bei insgesamt 2 Stunden Regen am 2.Tag auf den Shetlands.

30.06.2010 - Reepham - Kettleburgh - 120 km

Der heutige Tage ist schnell erzaehlt. Nach dem wie fast immer ordentlichen Fruehstueck geht es gg. 8.30 Uhr auf die vorletzte Etappe. Wiederum bei herrlichem Sommerwetter durch eine mir inzwischen seit Tagen bekannte Landschaft fast ausschl. ueber Nebenstrassen mit minimalem Autoverkehr. Heute sind indes mehr Baeume auf dem Weg vom County Norfolk in das County Suffolk zu sehen, die Schatten spenden, und es sind vermehrt Roggen-, Raps-, Erbsen- und Bohnenfelder zu sehen. Kurz vor Framlingham komme ich sogar an Weinrebenanbauflaechen vorbei.
Groesste Stadt ist Norwich, nicht aufregend, aber Anlass einen kurzer Stopp nach 25 km fuer eine Tasse Kaffee zu machen. Weiter nach Beccles, kurze Mittagspause auf dem Markplatz, wo mich bei der Bestellung ein bierseliger Englaender an der Bar mit dem Satz "Thats true money, not Euros" anspricht - ob er damit so richtig liegt, wollen wir mal dahingestellt sein lassen. Weiter nach Halesworth, wo ich bei Kaffee und einem Ministueck Kuchen mit einem wandernden Ehepaar aus Portsmouth ins Gespraech komme. Anschliessend komme ich nach Peasenhall, offenbar das Zentrum der Erbsen (Pea), hier wird ueberall auf das Pea Festival hingewiesen, welches Mitte Juli stattfindet - also wer dabei sein will, am Tage des WM-Finales ist es soweit.
Heute habe ich mich zunaechst immer ca. 5 bis 10 km hinter der Nordseekueste Richtung Suedost bewegt, bevor ich ab Beccles dann in Richtung Suedwest und damit wieder gg. den am Nachmittag aufkommen Wind bewegt habe.
In Kettleburgh (ein Nest mit 200 Einwohnern, wobei die meisten Einwohner lt. Gastgeber taeglich mit Auto und Zug hin und zurueck 4 Stunden gen bw. von London zur Arbeit utnerwegs sind) gehts in Chequers Inn, im ersten Moment ein Schock. Aber dann ist das Zimmer in einem Extragebaeude im grosszuegigen Garten sehr schoen und Speisen und Getraenke auch.
Die technischen Daten:
Puls 99, Schnitt 17,5 km/h, 6 Std. 50 Min Fahrzeit, 450 Hoehenmeter, Steigung im Schnitt 2 %, max. 13 %, Temp. 19 bis 31 Grad.

Dienstag, 29. Juni 2010

29.06.2010 Wisbech - Reepham - 114 km

Heute Nacht hat es tatsaechlich geregnet und das nicht wenig, wie ich an den Pfuetzen und Dreckansammlungen auf den Strassen und Wegen spaeter sehe. Nach dem ersten Continentalbreakfast seit wievielen Tagen? Ich weiss es nicht, aber Broetchen, Kaese und Croissant ist auch mal nicht schlecht. Um 8.00 Uhr geht es bei 18 Grad und bedecktem Himmel los. Dunkle Wolken sind zu sehen, voellig ungewohnt. Ich fahre tatsaechlich mit kurzaermligen Windbreaker zum ersten Mal seit Tagen wieder los. Auf den ersten 25 km geht es weiter durch Marschland - es ist wie gestern, langweilig. In King's Lynn ist das Elend einer unbedeutenden englischen Hafenstadt zu sehen, hohe Arbeitslosigkeit und extreme Unterschiede zwischen Arm und Reich. An Industrie ist hier wohl eine Fabrik von Dow Chemical angesiedelt - ansonsten?
Raus aus dieser eher trostlosen Stadt wird es wellig, ich fahre oberhalb von The Wash mit Blicken auf die Nordsee wieder durch Hecken. Der Tag ist bis auf ein Eichhoernchen, das mich am Strassenrand ein paar Meter begleitet, ereignislos. Einige Radler, alle nicht an Gespraechen interessiert, ich auch nicht, ich will jetzt nach Hause.
Der naechstgroessere Ort ist Burnharm Market, hier geniesse ich ein Baguette Prawn Mary Rose (Krabben mit Rosa Sauce, echt lecker). Weiter geht es durch Burnham Thorpe, dem Geburtsort des am 29. Sep. 1758 geborenen englischen Seeheldens Lord Nelson. In diesem kleinen Ort hat fast jedes Haus einen Bezug zum beruehmtesten Buerger, den er hervorgebracht hat.
Weiter geht es nach Fakenham, wo ich in der Library heute mal direkt meine Berichte fuer gestern und heute einstellen kann.
Ab hier sind es noch ca. 270 km bis nach Harwich, u.a. durch das Land von Robin Hood, die werde ich hoffentlich auch noch ohne Probleme schaffen. In diesem Sinne bis bald.
Beim Verlassen der Library ist der Ort in heller Aufruhr, ein Rettungshubschrauber ist gelandet, offenbar hat es einen dramatischen Notfall gegeben. Wie zu Hause sind die Englaender ebenfalls alle sehr neugierig und gaffen. Die letzten gut 25 km verlaufen wie der ganze vorherige Tag, nichts aufregendes.
Mein Fahrrad bekommt heute seinen Platz ueber Nacht in einem Konferenzraum des Hotels, wobei der Weg dorthin durch Restaurant, Bar und andere Raeumlichkeiten verlaeuft. Mal was Besonderes fuer ein doch arg strapaziertes Fahrrad nach 2065 gefahrenen Kilometern.
Die technischen Daten:
Puls 101, Fahrzeit 6 Std. 25 Min, 580 Hoehenmeter, Steigung im Schnitt 2 %, max. 15 %, Durchschnittsgeschw. 17,6 km/h, TEmp. 18 bis 30 Grad.

Montag, 28. Juni 2010

28.06.2010 - Lincoln - Wisbech - 124 km

Nach einer durch die Waerme nicht ganz so erholsamen Nacht gibt es um 7.30 Uhr ein eher maues Fruehstueck. Kurz vor 8.30 Uhr mache ich mich auf dem lt. Routenprofil auf der Karte absolut flachen Streckenabschnitt nach Wisbech auf den Weg. In Lincoln steht der Berufsverkehr. Auf dem Rad kein Problem. Auf einer von der immerhin schon 12 Jahre alten Karte abweichenden Strecke geht es nahezu staendig am River Whitham auf autofreien Wegen entlang, manchmal etwas holprig (man koennte den Eindruck haben, die Strassenbauer waren beim Anlegen der Wege betrunken, man wird heftigst durchgeschuettelt). Bei strahlendem Sonnenschein und fast absoluter Ruhe (nur die Voegel zwitschern und nur beim Kreuzen von Strassen hoert man Zivilisationsgeraeusche und das Knarren der immer wieder zu durchfahrenden Absperrtore auf dem Weg) kann ich den Tag geniessen und erreiche nach knapp 60 km und 3 Std Fahrzeit Boston, die naechste groessere Stadt auf dem Weg.
Hier finde ich die Library und kann mal wieder die Berichte unter Mithilfe von Katharina einstellen.
Boston selbst ist eine schmucklose Stadt am Rande einer grossen Bucht der Nordsee - The Wash, heisst so, weil es hier im Winterhalbjahr wohl haeufig recht neblig ist.
Als ich aus der Library rauskomme, spricht mich eine Englaenderin auf mein Rad und meine Tour an. Sie erzaehlt, dass sie und ihr Freund auch grosse Tourenradler sind und offenbar ihre Urlaube auf dem Rad bei langen Touren durch England aber insbesondere Kontinentaleuropa verbringen, u.a. Koeln - Rom, den Pilgerweg nach Santiago de Compostela in Nordspanien, Suedfrankreich und, und ......
Ansonsten ist der weitere Verlauf des Tages eher langweilig und durch die bruetende Hitze belastet. Stundenlang durch Marschlandschaft zwischen Weizen, Kartoffeln und Zwiebeln und ab und an ein paar Kuehen, Schafen und Pferden. Landleben pur, wie in Dithmarschen oder Friesland.
Kurzes Gespraech mit einem engl. Tourenradler irgendwo im Nirgendwo, Fastzusammenstoss mit einem Dachs und bei einer kurzen Pause mit zwei Kuchenstuecken aus dem Supermarkt in Holbeach (kein Cafe zu finden) hoere ich die Englaender ueber das Aus bei der WM beim lamentieren zu. Der Linesman und der Referee, Fabio Capello und die FIFA w/fehlender elektronischer Hilfsmittel, alle haben die Schuld. Aber ansonsten wird auch fair zugestanden, dass wir die Besseren waren, die Englaender poor football geboten haben und die Stars alle ausser Form gewesen waeren. Auch im Fernsehen mit Gary Lineker (ehemaliger Goalgetter der Englaender) und jeweils mit drei Fussballexperten erkennen neidlos an, das wir das deutlich bessere Team waren. Nun warten alle auf den Ruecktritt von Fabio Capello. Ach ja, war seit Qualifikation der Englaender fuer das Achtelfinale die rot-weisse Beflaggung mit den drei Loewen deutlich angewachsen, so sind am Tag danach die Flaggen weitgehend verschwunden und vereinzelt haengen die Fahnen auf Halbmast.
Wieder einmal nimmt der Wind am Nachmittag deutlich zu, wird z.T. heftig und ich darf dagegen ankaempfen.
Nach kurzer Suche finde ich ziemlich fertig mein Elm Hall Hotel in Wisbech, ziemlich weit ausserhalb der Stadt. Essen, Trinken, Fernsehen, Schlafen.
Die technischen Daten: Puls 100, Durchschnittsgeschwindigkeit 19,3 km/h, Fahrzeit 6 Std. 25 Min, tatsaechlich noch 41 Hoehenmeter (da sieht man mal was Bruecken und Daemme bewirken koennen, zumal die max. Steigung 13 % betrug). Temperaturen min. 20, max. 38 Grad.

27.06.2010 - Welton - Lincoln - 101 km

Der Tag der Wahrheit. Oder wie kann ich unbehelligt das Spiel, vor dem die Englaender sich so sehr fuerchten, sehen. Also wann gibt es Fruehstueck am Sonntag, ab 8.00 Uhr, ich stehen puenktlich auf der Matte und nach einem wiederum vorzueglichen Morgenmahl geht es kurz vor 8.30 Uhr los. Es sollte der bisher heissestes Tag werden. Bin wohl noch nicht richtig wach, finde den Weg aus Welton hinaus auf meine Route nicht, erstmal zweimal ca. je einen Kilometer bergan mit der Erkenntnis, war mal wieder nix. Endlich finde ich den Weg Richtung Humber Bridge. Die gut 3 km lange Bruecke fuehrt mich ueber den River Humber in einen huegeligen Abschnitt Richtung Lincoln. Am Fusse der Bruecke bereitet sich Hunderte von Laeufern auf einen Halbmarathon ueber die Bruecke vor. Mit mir faehrt eine Gruppe von ca. 30 Rennradfahrern auf die Bruecke. Auf der anderen Seite in Barton verfranse ich mich doch gleich wieder zweimal, Umweg 4 km. Mein Zeitfenster wird enger. Endlich bin ich wieder auf der richtigen Strecke, leider richtig wellig und z.T. lang und steil. Beim Umschlagen meiner Streckenkarte und einem kleinen Imbiss (Powerriegel) halten drei engl. ennradfahrer an. Themen: Fussball und Radeln. Sie sind von meiner Tour beeindruckt, der eine meint, er koennte bei seinem Bauch auch ein entsprechendes Radtraining gebraucht. Wir machen uns auf den jeweiligen Weg. Ohne weitere Gespraeche bei Begegnungen mit diversen Rennradlern und drei Tourenradlern durch Heckenlandschaft erreiche ich ziemlich fertig und ausgedoerrt Lincoln. Nach kurzer Suche und einer Rueckfrage finde ich meine B&B-Unterkunft gg. 14.30 Uhr und kann in Ruhe das Spiel geniessen.
Anschl. wage ich mich doch auf die Strasse, um einen Happen zu essen und finde eine wunderschoene Stadt vor, in der Alt und Neu sehr schoen miteinander korrespondieren. Die Waterfront am River Whitham ist sehr ansprechend mit unheimlich vielen Bars und Restaurants sowie einer Marina fuer Yachten und Hausboote. Lincolnshire ist fuer Urlaub im zu mietenden Boot auf den dortigen Wasserstrassen bekannt.
Die technischen Daten:
Puls 123, Schnitt 18,5 km/h, Fahrzeit 5 Stad 30 Min, 635 Hoehenmeter, Schnitt 2 %, max. 12 %, Temp. 19 bis 34 Grad, Wind meist leicht von vorn.

Samstag, 26. Juni 2010

26.06.2010 - Easingwold - Welton (bei Hull) 112km

Nach einem sehr guten Fruehstueck mit einem Ehepaar aus Guilford bei London und einem laengerem Gespraech mit Sue geht es gg. 9.30 Uhr Richtung York. Der Wind kommt heute erstmals richtig von vorn, aber die Sonne scheint und es wird nach zwei kleineren Anstiegen zwischen der Farm und Easingwold flach. Herrlich. Einfahrt nach York problemlos, wo ich die Berichte der letzten drei Tage und fuer heute Vormittag in der Touri-Info ins Net stelle. So jetzt ein wenig York besichtigen und dann die Fahrt nach Hull geniessen.

Bei einem Rundgang durch die Stadt York bekomme ich einen sehr positiven Eindruck von dieser historisch bedeutsamen Stadt. Die Kathedrale

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sieht von aussen sehr gut aus, von innen hat sie indes nicht so viel zu bieten (vermutlich bin ich noch den den roemischen Kirchen zu sehr gepraegt). Bei phantastischem Wetter vibiriert es an diesem Samstag in der Fussgaengerzone. Die alten Haeuser verspruehen Atmosphaere. Leider gibt es nicht soviele Strassencafes mit Aussenplaetzen. Nach laengerem Durchstreifen der diversen Fussgaengerstrassen finde ich auf einem Platz ein schattiges Plaetzchen. Mit einem Englaender aus Sheffield, der fuer den Samstag nach York gekommen ist, komme ich schnell ins Gespraech. Natuerlich dreht sich das Gespraech ums Radeln, wobei er mit seiner Frau offenbar jedes Jahr durch Kontinentaleuropa radelt und von tollen Touren durch Frankreich, Oesterreich, Ungarn und Deutschland erzaehlt. Nebenan sitzen eine Deutsche mit ihren beiden Kindern. Sie erzaehlt mir, dass sie mit ihrer Familie beruflich bedingt (der Ehemann) seit etlichen Jahren in London und nunmehr in York lebt und das Leben und die Atmosphaere in der Stadt sehr positiv beurteilt. In York gibt es eine groessere deutsche Kolonie, die sich offenbar zusammen das Spiel D - ENG anschauen wird. Sie arbeitet auch gelegentlich als Touristenfuehrerin.
York wird von einen River durchzogen (Name habe ich gerade nicht zur Hand) - wunderschoen, die Waterfront ist im Zentrum bebaut mit Open-Air-Gastronomie. Sobald man aus der Stadt herauskommt, sind diverse Freizeitangebote direkt am bzw. auf dem Fluss, die bei dem Wetter auch intensiv genutzt. Erinnert sehr an unsere Alster in Hamburg.

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Auf dem Weg aus York hinaus sehe ich eine Radveranstaltung - in York fand vom 18. bis 27.6. eine Radwoche statt. U.a. wird ein kostenloser Radservice angeboten, den ich fuer eine Optimierung meines Reifenluftdrucks nutze.
Weiter gehts ueber eine Pferderennbahn, die man auf dem Weg nach Selby zweimal ueberqueren muss, und einen ehemaligen Eisenbahndamm, ueber den es mehr als 20 km ohne Autoverkehr Richtung Selby, der naechstgroesseren Stadt auf dem Weg nach Hull geht. Kurz vor dem Ort treffe ich einen Englaender mit Tourengepaeck, der vor 6 Tagen in Nordirland gestartet ist und am Sonntag zu Hause in Derbyshire sein will, er uebernachtet in Selby. Selby selbst ist eine alte Industriestadt, die die besseren Tage hinter sich hat.
Da ich in Selby meine Richtung von Sued nach Ost aendere, hoffe ich, dass der mir bereits den ganzen Tag ins Gesicht wehende leichte Wind dann schraeg von Seite von hinten kommen wird. Typischer Fall von Denkste!!! Der Weg dreht just zu diesem Zeitpunkt und frischt auf, natuerlich genau von vorne. Auf offener Flaeche (da helfen auch die Hecken und kleineren Baeume nichts) gilt es, den Kampf mit dem unsichtbaren Feind aller Radfahrer zu bestehen. Hinzu kommt, dass es dann doch wieder ein wenig auf und ab geht (insgesamt kommen gleichwohl nur 210 Hoehenmeter zusammen). Als einzige erwaehnswerte Stadt ist noch Howden zu erwaehnen, alle anderen Orte auf der Strecke waren mal wieder mehr als ueberschaubar (wie sagte doch ein Englaender gestern zu mir, in England ist deutlich duenner besiedelt als Deutschland, was m.E. aber nicht ganz stimmt. Am schlammigen River Humber mache ich noch ein kurzes Paeuschen zur Staerkung fuer die letzten Kilometer. Kurz vor Welton mache ich dann Bekanntschaft mit dem Gateman!!?? An einem Eisenbahnuebergang muss ich warten, da zwei Zuege durchkommen. Ein Hinweisschild fordert dazu auf "Ring the Gateman" - also dem Schrankenwaerter. Eine Spezie, die m.W. in D laengst ausgestorben ist, hier sitzen an diversen Bahnuebergaengen noch Schrankenwaerter, die aber die Schranken wie hier nur dann hochmachen, wenn ein Fussgaenger oder Radfahrer oder Autofahrer ueber die Gleise will (in anderen Faellen sperren indes die Schranken die Gleise, die im Falle eines durchkommenden Zuges dann auf die Strasse geschwenkt werden.
Nach hartem Kampf erreiche ich schliesslich The Green Dragon in Welton. In Welton findet ein Musikfestival statt, so dass bis 23.30 Uhr an Schlafen nur bedingt zu denken ist, da im Gruenen Drachen alle 30 Minuten eine andere Band aufspielt. Gleichwohl schlafe ich irgenwann ein.
Die technischen Daten: Puls 116, Durchschnittsgeschw. 19,0 km/h, Fahrzeit 5 Std. 50 Min, Steigung im Schnitt 2 %, max. 14 %, Temp. min. 22, max. 31.

25.06.2010 - Haswell Plough - Easingwold - 121 km

Nach meinem ersten englischen Fruehstueck (nichts fuer mich die Sausages, der Bacon und der Black Pudding) gehts um kurz vor halb neun auf den Weg nach Easingwold. Es wird mein schlimmster Tag als Radler in Great Britain. Wetter unveraendert Top, aber dann.
20 km Schotterpiste, nun ja, 35 km durch Stockton on Tees und Middlesborough, Grande Katastrophe. Weghinweisschilder widersprechen sich staendig selbst, man hat das Gefuehl man wird verar..... Nachfragen bringen nicht soviel. Also Richtung Towncentre und Fluss, Sonne hilft bei Orientierung. Hinzu kommt ein Hindernisparcours erster Guete, Pforte auf, Pforte zu, Rad durch Verengungen zwaengen, ueber Querbalken heben und einmal ueber eine 1,50 m hohe Pforte. Ich habe nach diesen 55 km die Schnauze ziemlich voll, hinzu kommt, das es am vermeintlichen Ende des Martyriums in einem Restaurant dann auch noch einen Kellner gibt, der mit Macht kein Trinkgeld haben will - so ein schlechter Service.......! Hatte wohl ne schlechte Nacht.
Endlich wieder laendliches Gebiet, wie immer Hecken, Weiden, Waelder, landwirtschaftl. Flaechen, kleinste Orte und hammerharten Anstiege von bis zu 25 %, z.T. auf nicht asphaltierten Wegen. Also Schieben. In den North York Moors

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verpasse ich einen total verwitterten Hinweis auf einer Holztafel und ende auf einem Pfad einen Huegel hoch, der irgendwann nur noch aus Geroell besteht.

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Endlich sehe ich unter mir einen Radweg, ca. 150 m unter mir!!! Wieder runter und da sehe ich dann den Hinweis von der Seite, von der man als Radler normalerweise nicht kommt (die war der Witterung nicht so auasgesetzt). Weiter gehts extrem steil rauf unter runter durch eine Landschaft, wie mich sich England und hier Yorkshire sich vorstellt. Tolle Natur, einfach schoen.
Endlich erreiche ich nach 109 km meine Thornton Lodge Farm, auf der Sue und Bill Raper Pferdezucht betreiben und Turniere usw. veranstalten.
B&B-Acommodation ganz i.O., ausser dass im Bad Familienanhang besteht. Zum Essen fahre nach Easingwold, hin und zurueck 12 km. Wieder nur ne Kleinigkeit, dieses mal Canelloni.

24.06.2010 - Longhoughton - Haswell Plough - 115 km

Nach einem wunderbaren Fruehstueck von Christine verabschiede ich mich um 8.45. Uhr. Vorbei an Kuestenabschnitten und durch viele Weiden mit Kuehen und Schafen geht es Richtung der Three Rivers (Tyne, Wear und Tees). Nachdem gestern die Fahrt entlang von Hecken und Mauern ging, fehlen diese heute fast vollstaendig. Viel Getreide und Kartoffeln werden angebaut. Diverse Vorstaedte von Newcastle durchfahre ich und verliere dabei viel Zeit, da man immer wieder sich neu orientieren und auf die Schilder achten muss, wobei ich kfr. einige Male den Weg verliere (I'm lost, wie der Englaeder sagt). Mittagspause mit Kaffee und einem Stueck Fudge-Cake an Blyth an der Strandpromenade. Gespraech mit einem recht alten Rentnerpaar, die die Sonne und den Blick aufs Meer geniessen. Schwaermt vom Fischen in Schottland. Weiter durch Seebaeder und ueber Tynemouth (erste Kinder im eiskalten Nordseewasser) ueber den Tyne mit der Faehre von North Shields nach South Shields, wobei ich die Faehre natuerlich gerade verpasse und 25 Min. warten darf, aber bei dem Wetter. Weiter an der Kueste nach Sunderland. Sehr schoene Stadt im River Wear. Da die Kraefte schwinden, goenne ich mir nach dem gestern ausgefallenen Abendessen bei McDoof mal wieder einen Burger mit Pommes und Kaffee und Coke fuer den Zuckerhaushalt und die letzten 20 km. Der Weg zieht sich, da es kontinuierlich leicht bergan geht und ich auf einem ehemaligen Bahndamm ohne Asphalt mich im Staub bewegen kann. Endlich in Haswell Plough im The Gables Hotel, sehr alt, sehr renovierungsbeduerftig. Zimmer aber ganz o.k. und der Gastgeber John ist ein ganz netter. vEr und seine Stammgaeste haben nur ein Thema, wer gewinnt am Sonntag? Meine Antwort immer: Sorry for England. Man glaubt auf der Insel nicht an die eigene Truppe!
Das Abendessen (Lasagne) war recht mau.
Die technischen Daten: Puls 102, 566 Hoehenmeter, Schnitt 16,5 km/h, Fahrzeit 7 Stad, Steigung Schnitt 2 %, max. 14 %, 560 Hoehenmeter, Temp. 19 bis 30 Grad.

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09. 2008 - Holland
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13. 2010 - Schottland - der Süden
14. 2010 - England
15. 2011 Norwegen II
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