Donnerstag, 31. Mai 2007

31.5.2007

Husum - St. Michaelisdonn - 131 km

Die Sonne lacht am Morgen. Ordentliches Fruehstueck mit den beiden Ehepaaren aus Albstadt und Peter aus Manchester, die ebenfalls in der JHG uebernachtet haben. Kurz nach 9.00 Uhr geht es los in einen weiteren herrlichen Tag an der deutschen Nordseekueste. Erst noch als zweites Fruehstueck an Matjesbroetchen im Fischhaus Loof und die besten Grueße an den Chef des Hauses, die die Chefin gern ausrichten will. Über den Leuchtturm Westerheever

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und St. Peter - Ording geht es zum Eidersperrwerk. Unterwegs begegnet mir ein schwer bepackter Radler aus Magdeburg, der über Hirtshals nach Kristiansand und von dort nach Bergen (will dort am 11.6 die Fähre auf die Shetland-Inseln erreichen - wird wohl eng werden) und weiter über die Shetlands und Orkneys nach Schottland will. Kurze Zeit fahre ich gemeinsam mit einem Radler aus Oldenburg in Oldenburg, der Deutschland mit dem Rad in kuerzeren Teiletappen umrunden will und einem "Fahrradfetischisten" aus Detmold, der in drei Wochen die deutsche Nordseekueste von Emden bis zur dänischen Grenze hochgefahren ist, jetzt mal ab Eidersperrwerk auf dem Wikingweg nach Lübeck, von da nach Kiel um am Nord-Ostsee-Kanal wieder zur NOrdsee und dann irgendwie nach Hause radeln will. Er radelte mit einem Fahrrad allererster Guete - ueber meine Probleme mit den Speichen und die zeitweise sehr holprige Fahrbahndecke vor dem Nordseedeich konnte er nur müde lächeln - ein Profi, während ich als Anfänger für längere Touren noch einiges dazulerne.
Weiter nach Busüm, durch drei Hochhäuser m.E. total verschandelt, aber von Touris überlaufen. Von dort Richtung Meldorf, daß ich dank eines Hinweisschildes umfahre und schon bin ich um 17.40 Uhr nach 7 Stunden im Sattel und zwei längeren Pausen (Getränke, die obligatorischen Fischbrötchen bzw. Mandarinenquarktorte mit einer besonders netten Bedienung "Was wollen Sie"? Kein Bitte!!) in St. Michaelisdonn, Peter ist auch schon wieder da. Schnell was Essen im Imbiss, mehr gibt es nicht und ab ins internet-cafe. Durchschnitt heute 18,6 km/h.

30.05.2007

Rudbol - Husum - 111 km

Morgens der bange Blick aus dem Fenster - es ist trocken, aber die Wolken hängen tief und ziehen schnell aus der falschen Richtung (Gegenwind ist angesagt).
Erstes Fruehstueck besteht aus einigen Bissen Schokolade, zu Trinken habe ich auch nichts. Aber in Deutschland wird ja alles besser, das gibt es sicherlich gleich eine Fahrradwerkstatt und man kann sich endlich wieder in der Heimatsprache unterhalten.
Um 10 Minuten nach 8 gehts los, nach 300 m befahre ich deutschen Boden. Richtung Niebuell, da gibt es alles, was eine Radfahrerseele gluecklich macht - na ja, fast, bis auf eine Werkstatt. Ein ausgiebiges zweites Fruehstueck, ein Wassereinkauf von sagenhaften 44 Cent bei ALDI (davon hole mir 25 Cent Pfand gleich wieder). Geld abheben bei der "Wild-Westbank". Und weiter gehts es Richtung Nordsee durch einen Koog und noch nen Koog und immer weiter ueber Deiche und durch Koöge bis ich in Dagebuell an die Nordsee kommen - und das Wetter wird immer besser, der Wind weht auf einmal nicht mehr von vorn sondern schräg seitlich von hinten, die Sonne lacht - herrlich. Ich fahre ab Dagebuell bis nach Nordstrand durchgängig vor dem Abschlußdeich von einer Schafpforte zur Nächsten. Die Pforten trennen die jeweiligen Schafherden. An diesem Tag sehe ich glaube ich mehr Schafe als Schleswig-Holstein Einwohner hat.
Also links der Deich, rechts das Watt. Die Stimmung steigt, das Thermometer auch. Ich biege ab zur Hamburger Hallig, 4,5 km vor dem Deich im Wattenmeer gelegen. Genieße die Nordseeluft und das Panorama des Wattenmeers mit den Halligen

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und den groeßeren Inseln. Eine Dame nimmt auf der Hamburger Hallig (es ist gerade Flut) ein Bad im Meer, angeblich soll das Wasser 15 Grad warm sein.
Auf der Hamburger Hallig steht ein typischen reetgedecktes Haus,

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in dem eine Gastronomie betrieben wird. Bei zwei Weizenbier (endlich wieder Radlergrundnahrungsmittel) und Matjes mit Bratkartoffeln (lecker) lass ich es mir gut gehen. Weiter geht es nach Nordstrand. Unterwegs treffe ich auf Hallig-Bewohner, die mit ihren Lorenwagen über einen Damm zum Festland gekommen sind

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mehrfach zwei Ehepaare aus Albstadt im Ländle, die in einer Woche von Flensburg über Sylt und Foehr nach Hamburg radeln.
Nach einer kurzen Kaffeepause auf Nordstrand geht es Richtung Festland Husum. Am Suederhafen knackt es mal wieder im Hinterrad, die Speichen drei und vier haben sich verabschiedet. Nun wird es bedenklich. Ich rufe in der JHG in Husum, um zu hoeren wo in Husum eine Fahrradwerkstatt ist, die bis 18.00 Uhr geöffnet hat. Um 17.50 Uhr erreiche ich die JHG, der Herbergsvater erklärt mir kurz wo ich hin muß, um 17.59 Uhr erreiche ich den Fahrradladen. Ueberstunden sind für die beiden Herren in der Werkstatt kein Fremdwort, der Schaden wird sofort behoben, Vier neue Speichen und das Hinterrad läuft nach längerer Feinjustierung wieder fast gerade (die Felge hat wohl auch einen weg bekommen). Das alles für EUR 10,-- - Super.
Abends fahre ich mit dem Rad in die Innenstadt von Husum. Ich finde dort kein Restaurant (außer Kochlöffel) - gibt es doch nicht. Ich gebe nicht auf und lande endlich nach langer Suche am Hafen und genau im "richtigen" Restaurant. Krabben auf Schwarzbrot mit Spiegelei und einen Pino Grigio. Herz was willst du mehr? Ich setze mich zu zwei älteren Damen an einen Tisch, wo noch die Abendsonne draufscheint. Es stellt sich raus, daß das Fischhaus Loof der Treffpunkt der Honoratioren der Stadt ist und das Inhaberehepaar einige Flaschen Wein auf den Nachbartisch und meinen Tisch schmeißt. Es wird ein sehr netter Abend und erhalte die Beschreibung, wie ich auf kuerzestem Weg zurück zur JHG komme. Ich bin fast volltrunken, und das fuer EUR 2,50. Husum, das heißt für mich nicht mehr "Graue Stadt am Meer" sonderm "Blaue Stadt für mehr".

Dänemark - ein kurzes Fazit

Dänemark - ingesamt 859 km, leider viel zu viele im Regen.

JHG o.k. Fruehstueck (wenn vorhanden) gut.

Die Landschaft eher fad. Interessant das Terrain von Varberg bis zum Limfjord auf der Ostseeseite. Ansonsten flach, flächer, am flachsten. Du siehst oberhalb des Limfjordes und auf der gesamten Nordseeseite immer nur Wasser, Duenen, Wald, Heide, Äcker, Weihnachtsbäume (Plantagen, habe mir für die nächsten 20 Jahre schon jeweils einen reservieren lassen), Tiere, Tiere, Tiere und Ferienhäuser. Und dann kommen noch kaum befahrbare Strecken in den Ferienhausgebieten hinzu.
Ne, DK war nicht der Bringer (ausgenommen die Fransk Hot Dog und das Filetsteak in Rudbol).

Menschen ohne Zweifel hilfsbereit und nett.

Auf mehr verzichte ich an dieser STelle.

29.05.07

Oksbol - Rudbol - 124 km

Beim Fruehstueck spricht mich ein vermeintlicher Holländer an. Das Ehepaar stammt aus Monterrey/Kalifornien und bereist Schweden und Dänemark per Auto, wobei man aus Kostengruenden in JHG uebernachtet. Interessant, wenn man bedenkt, daß die beiden per Kreuzfahrtschiff über den Atlantik nach Amsterdam gekommen sind, mit dem Mietwagen von/nach Amsterdam fahren und dann eine Kreuzfahrt von dort in die Ostsee nach Helsinki, Sankt Petersburg und die Metropolen des Baltikums machen.
Gemeinsam mit einem jungen Pärchen aus HH, die mit dem Rad unterwegs sind unterhalten wir uns angesichts anhaltenden Dauerregens sehr lange und empfehlen den beiden Ami's dringend auf ihrer Rückfahrt nach Amsterdam nicht in Kiel und Bremen wie geplant da im Reiseführer empfohlen (Norddeutschland ist demzufolge ein Anhängsel bei den detaillierten Beschreibungen zu Dänemark - unter Deutschland werden nur Berlin, Muenchen und Koeln mit Rhein näher erläutert). Wir konnten die beiden ueberzeugen, das es sich lohnt zwei Tage in HH zu verbringen, der Stadt von der sie noch nie etwas gehört hatten.
Interessant ist noch die Historie der JHG in Oksbol. Hier war nach dem 2. Weltkrieg eine Lager für deutsche Fluechtlinge zum Ende des Krieges. In 5 Jahren sollen rd. 35000 Menschen hier eine voruebergehende Bleibe gefunden haben. Das Areal lief unter dem Status einer Selbstverwaltung.
Ich komme erst um 10.15 Uhr los, aber es gießt immer noch. Na ja, das kenne ich ja schon in DK. Bis zur Sadtgrenze von Esbjerg gießt es, die Straßen stehen stellenweise unter Wasser. Erst bei der Monumentalskulptur "Menschen am Meer"

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schließen sich die Himmelsschleusen. Am Eingang von Esbjerg hat man vier riesige Menschenfiguren plaziert, die aufs Meer schauen. Warum, wieso, weshalb, keiner weiß, was der Kuenstler und die Stadt damit sagen will. Na ja, heute konnten die vier sowieso nichts sehen, weils so diesig war.
Durch Esbjerg durch (eine relativ junge Industriestadt) Richtung Ribe, der angeblich ältestens Stadt Skandinaviens.
Wen treffe ich beim Eintreffen - die beiden Kalifornier. Großes Hallo usw.
Kurzer Rundgang (sehr nettes historisches Stadtbild in der Innenstadt)

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und zur Stärkung für den Weg den obligatorischen Fransk Hot Dog.
Die Landschaft ändert sich ab Esbjerg voellig. Flaches weites Land mit Wattenmeer vor dem Festland. Deiche, Kooege, Ackerbau, kaum noch Bäume. Viele Vogelstimmen, Schafe und Kuehe.
Weiter gehts, kaum bin ich unterwegs, fängt es wieder an zu schmuddeln und es wird immer duesterer, bis es schließlich wieder wie aus Kuebeln gießt. Im kräftigsten Regen begegnet mir noch ein Paar aus Hannover, das nur noch ein paar Kilometer bis zur Uebernacht bei Freunden kurz vorm Abzweig nach Romö hat. Ich habe es auch nicht mehr weit, als mir die zweite Speiche wegknackt (nach der Reparatur der beiden in Hirtshals also schon die Nr. 4). Endlich komme ich in Rudbol 300 m vor der deutschen Grenze in der JHG um 17.25 Uhr an. Kein internet, kein Fruestueck - super.
In der JHG trifft unmittelbar nach mir noch einen Radfahrer (Peter) aus der Nähe von Manchester ein, der nach Istanbul per Fahrrad über den Elberadwanderweg bis Prag und dann über Tchechien, Oesterreich, Ungarn und Bulgarien in die Tuerkei will - rd. 3.200 km (?).
Zum Abschied aus DK verbrate ich meine letzten Dänenkronen in einem dänischen Kro - Filetsteak vom allerfeinsten mit Pommes und Gemuese der Saison - ausgezeichnet, so gut habe ich lange nicht mehr gegessen. Der Preis? Knapp EUR 30,--.
Die Daten des Tages: 50 km im heftigsten Regen, 30 km im Nieselregen, Durchnittsgeschwindigkeit 20,9 km/h, knapp 6 Stunden im Sattel

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02. 2007 - Start
03. 2007 - Norwegen
04. 2007 - Schweden
05. 2007 - Dænemark
06. 2007 - Deutschland
07. 2008 - es geht weiter
08. 2008 - Belgien
09. 2008 - Holland
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