Donnerstag, 1. Juli 2010

01.07.2010 - Kettleburgh - Harwich - 135 km

Um 8.30 Uhr geht es bei weiterhin Topwetter auf die letzte Etappe von ca. 120 km. Der Rest folgt entweder in Harwich in der Library oder von zu Hause.
So nach einem heissen Tag mit staendigem Auf und Ab bin ich noch 37 km von Harwich entfernt in Colchester, der aeltesten Stadt Englands heil angekommen. Auf dem Weg gab es wie auch an den vorhergehenden Tagen nichts Aufregendes zu sehen.
Bei einer Mittagspause in Hadleigh zwischen Ipswich Town und Colchester gelegen, spricht mich ein aelteres Rentnerpaar aus der Naehe von London (bei Stanstead) auf mein Rad und die Tour an. Wir unterhalten uns intensiv ueber die Schoenheiten Englands und Deutschlands, wobei ich den beiden natuerlich einen Besuch Hamburgs und auch Muenchens ans Herz lege.
Gespraeche von Rad zu Rad mit einem Rennrad fahrenden Schotten bei der Ausfahrt aus Woodbridge, den es 4 Jahre vor seinem Eintritt ins Pensionsaerdasein im vergangenen Jahr in die Naehe von Ipswich verschlagen hat, und einem jungen Rennradfahrer kurz vor Colchester, der wie ich in der Naehe von Framlingham gestartet ist und nach London will, um sich dort mit einem Freund zu treffen und dann noch heute Abend gemeinsam mit dem Rennrad zurueckzufahren (gut 200 km fuer heute). Beide sind von meiner Tour sehr angetan, der junge Radler hat kuerzlich mit seinem Freund beschlossen, die NSCR in einigen Jahren ebenfalls in Angriff zu nehmen.
Dem Gespraech verdanke ich ein erneutes Verlieren der Route, muss ein Schild uebersehen haben, lande auf dem Radweg direkt neben der Autobahn (ohne Leitplankenschutz oder dgl.). Nach zwei Rueckfragen finde ich aber den Weg ins Stadtcentrum dieses schoenen Staedtchens, das sehr belebt und vom Verkehrsinfarkt akut bedroht ist. Im Centrum liegt das Schloss mit einem herrlichen Schlosspark.



DSCF5354

Dort ins Touri-Infocenter, die mir den Weg zu einem internetcafe, das von Behinderten betrieben wird, zeigen, wo ich nun meinen letzten Bericht auf der Insel ins net stelle.
Alles sehr gut gelaufen und die letzten km werden es wohl auch werden. Bin sehr zufrieden und freue mich unheimlich auf zu Hause.
In diesem Sinne Tschuess bis demnaechst, wenn ich definitiv verschiedene Bilder von meinen drei Touren 2007, 2008 und 2010 einstellen werde.
Die letzten 600 km zur Vervollstaendigung der Runde folgen 2011. Und dann ist es vollbracht, einen meiner Traeume habe ich dann gelebt.
ERGAENZUNG:
Aus Colchester raus spricht mich ein Englaender an, der intensiv Rad faehrt und im Mai von Newcastle nach John O'Groats mit seiner Frau in 14 Tagen geradelt ist. Netter Kerl, wuenscht mir einen entspannten Ausklang meiner Tour und avisiert mir eine besonders schoene Strecke auf dem Weg von Colchester nach Wivenhoe, einem alten, sehr gut erhaltenen Staedtchen wenige Kilometer von Colchester entfernt. Hat nicht zuviel versprochen, durch kleine Waeldchen geht es auf einem Damm entlang eines kleinen Flusses und Wivenhoe ist wirklich ein sehr nett anzuschauendes Staedtchen.
Weiter gehts nach Harwich, fast immer leicht bergab, sehr angenehm, zumal der Wind wie erhofft von hinten kommt. Einfahrt nach Harwich hinten herum entlang der Uferpromenade, wo ich meine Faehre gerade einlaufen sehe. Beim Versuch ein Restaurant fuer mein letztes Abendessen auf der Insel zu finden, scheitere ich. Letztlich lande ich bei einer Take-away-Pizzeria und labe mich an einer solchen sehr gut schmeckenden. Als Nachtisch gibt es aus dem Supermarkt eine Dose Pringles und vier Dosen Bier fuer die Faehre.
Nach 6 km extra, da ich mich auf einen bestimmten Kreisverkehr total fokussiert hatte, musste ich 3 km zurueck fahren, komme ich endlich am Faehrhafen an, wo ich auf diverse englische Radler stosse, die alle aus Anlass des Starts der Tour de France in Rotterdam fuer einige Tage nach Holland zum Tour-Atmoshaere-Schnuppern und z.T. zu einer anschliessenden kleinen Tour durch Holland die Insel verlassen.
Um 21.15 Uhr geht es auf die Faehre und nach herrlicher Dusche und zwei Abschlussbieren (die letzten engl. Pfund mussten weg) und einem netten GEspraech mit einem deutschen LKW-Fahrer geht es ins Bett.
Die technischen Daten:

Heute: Puls 100, Schnitt 18,0 km/h, 650 Hoehenmeter, 2 % Steigung im Schnitt, max. 12 %, Temp. von 19 bis 31 Grad.

GESAMTKILOMETER auf der Insel 2.320, davon 1.303 in Schottland und 1.017 in England an 20 1/2 Tagen bei insgesamt 2 Stunden Regen am 2.Tag auf den Shetlands.

30.06.2010 - Reepham - Kettleburgh - 120 km

Der heutige Tage ist schnell erzaehlt. Nach dem wie fast immer ordentlichen Fruehstueck geht es gg. 8.30 Uhr auf die vorletzte Etappe. Wiederum bei herrlichem Sommerwetter durch eine mir inzwischen seit Tagen bekannte Landschaft fast ausschl. ueber Nebenstrassen mit minimalem Autoverkehr. Heute sind indes mehr Baeume auf dem Weg vom County Norfolk in das County Suffolk zu sehen, die Schatten spenden, und es sind vermehrt Roggen-, Raps-, Erbsen- und Bohnenfelder zu sehen. Kurz vor Framlingham komme ich sogar an Weinrebenanbauflaechen vorbei.
Groesste Stadt ist Norwich, nicht aufregend, aber Anlass einen kurzer Stopp nach 25 km fuer eine Tasse Kaffee zu machen. Weiter nach Beccles, kurze Mittagspause auf dem Markplatz, wo mich bei der Bestellung ein bierseliger Englaender an der Bar mit dem Satz "Thats true money, not Euros" anspricht - ob er damit so richtig liegt, wollen wir mal dahingestellt sein lassen. Weiter nach Halesworth, wo ich bei Kaffee und einem Ministueck Kuchen mit einem wandernden Ehepaar aus Portsmouth ins Gespraech komme. Anschliessend komme ich nach Peasenhall, offenbar das Zentrum der Erbsen (Pea), hier wird ueberall auf das Pea Festival hingewiesen, welches Mitte Juli stattfindet - also wer dabei sein will, am Tage des WM-Finales ist es soweit.
Heute habe ich mich zunaechst immer ca. 5 bis 10 km hinter der Nordseekueste Richtung Suedost bewegt, bevor ich ab Beccles dann in Richtung Suedwest und damit wieder gg. den am Nachmittag aufkommen Wind bewegt habe.
In Kettleburgh (ein Nest mit 200 Einwohnern, wobei die meisten Einwohner lt. Gastgeber taeglich mit Auto und Zug hin und zurueck 4 Stunden gen bw. von London zur Arbeit utnerwegs sind) gehts in Chequers Inn, im ersten Moment ein Schock. Aber dann ist das Zimmer in einem Extragebaeude im grosszuegigen Garten sehr schoen und Speisen und Getraenke auch.
Die technischen Daten:
Puls 99, Schnitt 17,5 km/h, 6 Std. 50 Min Fahrzeit, 450 Hoehenmeter, Steigung im Schnitt 2 %, max. 13 %, Temp. 19 bis 31 Grad.

01.07.2010 - Schottland, der Versuch einer Nachbetrachtung

Schottland, einfach schoen, aber auch in sich widerspruechlich und immer wieder anders.
Shetlands und Orkneys ebenso wie die Highlands mit ihrer Kargheit, ihrer Ruhe beeindruckend, beeindruckend anders. Man geniesst die Einfachheit der Landschaft und ist enttaeuscht wenn ein Auto die Ruhe unter- und in die Kargheit einbricht. Andererseits ist dr Zerfall von Haeusern ein Zeugnis fuer die Lebensfeindlichkeit und fehlenden Perspektiven fuer die Menschen in diesen Regionen. Die Jugend ist ihnen abhanden gekommen. Die Rueckkehr von Rentnern zu ihrem Ursprung kann diese Entwicklung wohl kaum mehr umkehren. In den kleinen Orten und Staedten sind die Spuren der Auswanderung nach Uebersee (insbes. USA, Kanada, Australien, Neuseeland und Suedafrika) in den zureuckliegenden Jahrhunderten und in die Centren Aberdeen und Edinburgh in den vergangenen Jahrzehnten mehr als deutlich zu sehen. Aberdeen mit seiner Oel-, Gas- und Offshorewirtschaft und Edinburgh als politisches und historisches Zentrum mit sehr viel Tourismus sind die Zentren Schottlands und damit Ziel vieler jungen Menschen, nicht nur aus Schottland.
Was ist haengen geblieben?
Ein wunderschoenes Land, dass ich auf jeden Fall noch einmal besuchen moechte - nicht mit dem Fahrrad, denn soviel Wetterglueck wie ich hatte (nur 2 Stunden Regen in 14 Tagen) kann man eigentlich gar nicht haben, aber mit dem Auto und dann vornehmlich die Westkueste, die nach den Erzaehlungen derer, mit denen ich gesprochen habe, aufgrund ihrer noch intensiveren Kargheit und atemberaubenden Kuestenabschnitte den Inseln und Highlands sehr aehnlich sein soll.
Die Schotten tragen ihre Roecke nur zu besonderen Anlaessen, dann aber auch die Jugendlichen.
Angeln werden auf dem Auto mit Halterungen auf Motorhaube und Dach transportiert.
Ein Museum ist wohl in fast jedem Ort vorhanden, was auch immer man dort dem geneigten Besucher zeigt - das schottische Nationalmuseum war von der GEstaltung her sehr interessant, die Ausstellungen fuer mich hingegen nicht so sehr.
Je weiter man im Norden ist, desto mehr Altautos sieht man in den Gaerten bzw. auf den Grundstuecken stehen. In Einzelfaellen konnte man auf den Inseln und in den Highlands die gesamte automobile Historie einer Familie sehr anschaulich nachvollziehen. Suedlich von Inverness gibt es dann offenbar ein Entsorgungssystem.
Jeder Ort (wirklich jeder) hat einen Bowling-Club, in dem die Senioren auf einem Rasen der um Laengen besser zu sein scheint als in Wimbledon, eine spezielle Art von Boccia oder Petanque spielen.
In jedem etwas groesseren Ort sind mind. vier Banken vertreten. Womit dieses ihr Geld verdienen bei der geringen Anzahl von potentiellen Kunden erschliesst sich mir nicht.
Nicht nur die Bank von England bzw. von Schottland darf Geldnoten ausgeben, auch drei weiteren Geschaeftsbanken. Kommt man indes nach England, ist es ratsam, die schottischen Banknoten spaetestens in Newcastle ausgegeben zu haben, da dieses in Geschaeften usw. suedlich davon i.d.R. nicht mehr akzeptiert werden - so erzaehlte mir meine Gastgeberin in Longhoughton, die mir meine schottischen Banknoten gg. englische einwechselte.
Maltwhisky schmeckt um Laengen besser als Blended Whisky, den wir in der Regel in Deutschland trinken. Dann mit Cola, damit er besser schmeckt. Ein guter mind. 10 Jahre alter Maltwhisky pur oder mit einem Tropfen des einheimischen Wassers ist ausserordentlich mild und brennt in keinster Weise beim Abgang.
In diesem Sinne Cheerio Scotland.

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02. 2007 - Start
03. 2007 - Norwegen
04. 2007 - Schweden
05. 2007 - Dænemark
06. 2007 - Deutschland
07. 2008 - es geht weiter
08. 2008 - Belgien
09. 2008 - Holland
10. 2008 - Deutschland II
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12. 2010 - Schottland - Shetlands, Orkneys, Highlands
13. 2010 - Schottland - der Süden
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