Freitag, 11. Juni 2010

11.06.2010 2. Tag - Shetlands / 90 km

Gestern Abend konnte ich mich an einem ungewuerztem Abendessen bei einem Chinesen, der sehr gut besucht war, insbesondere durch eine Geburtsgesellschaft und eine Gruppe betrunkener Norweger, ergoetzen. Nur dank Pfeffer und Salz war etwas Geschmack hineinzubekommen. Service war auch mau, kein Trinkgeld. Dank zweier Bier (wegen der Vitamine) ging es um 22.30 Uhr in einen erholsamen Schlaf.
Nach einem selbstgemachten Fruehstueck (JHG bietet es nicht an) ohne Kaffee aber mit Shetland-Milch und -Pappbroetchen (aber mit dunklen Getreideeinschuessen), Philadelphia- und Leerdammer-Kaese sowie einem Joghurt mit der Ecke (man sieht, fast alles kommt auch auf die Shetlands) bin ich gestaerkt fuer den zweiten Radtag.
Um 8.15 Uhr gehts bei ersten Tropfen Richtung Suedspitze von Mainland los. Schnell wird es feuchter und nach 20 km muss das Regenoutfit angelegt werden. Der Wind hat gedreht und kommt von vorn. Natuerlich geht es wieder staeding rauf und runter. Die Landschaft ist mit ihrer Kargheit schon beeindruckend, fast mystisch. Die Küste wechselt ständig von steil abfallenden Felsen
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zu langen Sand-/Dünenstränden.

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DieStrassen haben wie gestern einen groben Asphaltbelag (fuer die Cyclassicer: wie bei Dammhausen), so dass die Raeder nicht so richtig rollen wollen. Neben den Schafen sind wohl wilde Zwergkaninchen die Hauptbewohner der Shetlands, staendig flitzen die Tierchen ueber die Wiesen und die Strassen, wo die Ausfallquote nach den Kadavern an und auf der Strasse recht hoch sein duerfte. Man koennte ja auch nicht ueberall Warnschilder aufstellen, dann doch vereinzelt ein Warnschild fuer die Strasse kreuzende Ottern.

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Kurz vor der Suedspitze kreuze ich die Lande-/Startbahn eines Flugplatzes, auf dem sogar reger Betrieb herrscht. Am Suedeende gibt es nur Wasser zu sehen. Irgendwo am Horizont ist noch eine der unzaehligen Inseln der Shetlands zu sehen. Der Nordseeradwanderweg verlaeuft nur auf der Hauptinsel, dem Mainland. In Sichtweite befinden sich eine Vielzahl von kleinen, kleineren und ganz kleinen aber auch groesseren Inseln, die so schoene Namen wie Papa Stour, Papa Little, Foula, Moussa oder Whalsay tragen.

Von der Suedspitze geht es dann wieder zurueck nach Lerwick, weitgehend mit Rueckenwind und trocken.
Die technischen Daten heute: Puls 123, Fahrzeit 5 Std 50 Min, 17,1 km/h im Schnitt, 1200 Hoehenmeter, Durchschnittsteigung 4 %, max. 14 %, d.h. 30 km bergan.
Die technischen Daten fuer gestern als Nachtrag: Puls 137, Fahrzeit 7 Std, 17,9 km/h im Schnitt, 1600 Hoehenmeter, Durchschnittsteigung 3 %, max. 15 %, d.h. gut 50 km bergan.
So jetzt muss ich Schluss machen, meine Faehre nach Kirkwall geht um 17.30 Uhr, wo ich hoffentlich um 23.00 Uhr ankomme. Dann ins Hotel und schlafen.

8. - 10. Juni 2010 Anreise nach Lerwick/Shetlands

Meine Herzallerliebste (Frauke) faehrt mich zum HH Hauptbhf. - Abschiedsschmerz und dann geht es gleich gut los: Abfahrt statt 11.46 Uhr erst 11.55 Uhr - auf die Bahn ist Verlass. Klappt der Anschluss in Osnabrueck? Holen wir wieder ein sagt der Schaffner, stimmt zwar nicht, aber es reicht dann doch. Weiter nach Amersfoort/NL, bei 2 Min. Umsteigezeit (hatte eigentlich mit Weiterfahrt nach 29 Min. gerechnet, aber der Anschlusszug steht am gleichen Bahnsteig ggue. geht es weiter nach Rotterdam/Centraal. Probleme dank Bauarbeiten, sehr unuebersichtlich, aber nach einmal raus aus dem Bahnhof und zweimal hoch auf den Bahnsteig finden ich dann doch das total versteckte Gleis. Weiter nach Hoek van Holland, wo ich 30 Min. frueher als gedacht ankomme und nach kurzer Wartezeit auf der STENA Britannica einchecken kann zur Ueberfahrt nach Harwich ins Land der Queen. Kabine o.k., Dusche wunderbar, Abendessen bescheiden, aber wer die Nordsee mit dem Rad umrunden will, muss ohnehin manchmal leiden - dann lieber hier beim Essen.
Auf einer Bahn-/Schifffahrt lernt mal natuerlich viele Leute kennen. Im Zug von HH nach OS einen Nuernberger, der an der Elbe und durch Meck-Pomm in 10 Tagen 750 km zurueckgelegt hat; einen Trierer der mit Autokarten an Mosel und Rhein nach Holland und von dort an der Kueste bis Sylt geradelt ist. An der Faehre treffe ich ein Paar aus Amsterdam, das bis Ende August den Nordseeradwanderweg vollstaendig in einem Rutsch befahren will. Wir tauschen gute Wuensche und ein paar Tipps aus und hoffen auf ein Wiedersehen irgendwo zwischen Newcastle und Edinburgh, da ich von Norden und die beiden von Sueden kommend uns irgendwo dort begegnen muessten. Ein engl. Paar aus Norwich hat an Rhein und Mosel geradelt und auf der Heimreise, will dort aber nicht mehr radfahren (vermutlich die Umstellung von Rechts auf Links das Risiko).
Wetter war uebrigens durchwachsen, in D heiter bis wolkig, in Rotterdam goss es wie aus Kuebeln. Dunkle Wolken an der Kueste.

Am naechsten Morgen heisst es zeitig aufstehen - 5.10 Uhr (engl. Zeit - eine Stunde gewonnen), nach einem ordentlich Fruehstueck soll es um 6.30 Uhr vom Schiff gehen, um 7.13 Uhr faehrt der Zug nach Manningtree. Aber das klappt nicht, da unter meinem Deck genau unter der abzusenkenden Rampe noch ein Auto steht, wo der Fahrer wohl verschlafen hat. 6.45 Uhr werde ich unruhig, ab durchs Treppenhaus mit 35 kg Fahrrad incl. Gepaeck. Endlich runter von der Faehre, nach einige vorgegebenen Runden auf dem Hafengelaende geht es durch die Passkontrolle per Rad auf den Bahnsteig.
Keine Treppen behinderten-/fahrradgerechte Rampen! Der Zug kommt puenktlich
, keine Probleme beim Umsteigen in Peterborough und Edinburgh, so dass ich nach einem zwischenzeitlichen Besuch im vodaphone-shop in Edinburgh (s.u.) puektlich in Aberdeen ankomme.
Die Landschaft in Great Britain ist von weitlaeufigen landwirtschaftlich genutzten Flaechen, kleineren Orten mit vielen, sehr vielen typischen englischen Haeusern (vornehmlich Reihenhaeusern) gepraegt. In alten Industriestaedten wie Newcastle nagt der Zahn der Zeit zum Teil heftig. Aber die Eindruecke aus dem Zug sind positiv, das Landschaftprofil je weiter man nach Norden von immer mehr Huegeln und Baumreihen gepraegt. Bin gespannt, wie sich das Terrain aus Fahrradsicht darstellt.
Die graue Stadt am Meer empfaengt mich in Grau, Haeuser, Himmel und Wasser. Ab zur Faehre, da auf den ersten Blick kein vodaphone-shop zu sehen ist. Beim Einchecken grade ich meinen gebuchten Schlafsessel up auf eine 4-Bett-Innenkabine und freue mich auf die Dusche.
Beim Warten vor der Faehre kommt es natuerlich zum Gespaech mit einem anderen Radler (mehr waren da nicht) aus Bristol. Will, so heisst er, will fuenf Tage auf den Shetlands radeln, ist ansonsten aber eher etwas mundfaul (oder er versteht mich nicht richtig und ich ihn nicht).
Vor mir stehen zwei Liliputaner aus Holland, die auf einer Motorradspezialanfertigung unterwegs sind und die Shetlands so erfahren wollen. Haette nicht gedacht, dass es moeglich ist bei der Koerpergroesse ein schweres Motorrad zu fahren und zu halten, wenn man an der Ampel steht.
Nach der Dusche beobachte ich vom Achterdeck die Ausfahrt aus dem Aberdeener Hafen, von wo aus die Oelplattformen in der engl. Nordsee versorgt werden, dementsprechend liegen hier reichlich entsprechende Schiffe. Kurz nach der Hafenausfahrt bleibt das Schiff nach einigen beunruhigenden Geraeuschen stehen. Eine gute Stunde tut sich so gut wie gar nichts. Es steht auf der Stelle - nur Seitenbewegungen ueber Heck und Bug. Der Kapitaen begruendet das ganze mit einer routinemaessigen Kalibirierung der Kompassanlage. Endlich geht es weiter, mit einem leicht unguten Gefuehl, ob man wohl in Lerwick ankommt? Das Abendessen ist so lala, das Bier aber lecker. Nachtruhe um 22.00 Uhr, die Duenung wird hoeher, das Schiff rollt maechtig. Morgens schlingert es schon maechtig, mir wird fast uebel und beim Toilettengang zieht es mir fast die Fuesse unter den Beinen weg. Das haette noch gefehlt.
6.45 Uhr am 10.6. aufstehen, beim fruehstuecken (wieder eher mau) sehe ich hinter uns die AIDAaura, die heute in Lerwick anlegt (Beweisfoto beim Auslaufen noch gerade zustande gekommen). 7.45 Uhr rolle ich von Bord Richtung Jugendherberge. Gespaeck abstellen und aufs Rad, mal sehen was die Beine nach zwei Tagen Nursitzen und -liegen so sagen.

Vodaphone oder Problemtelefon - internet-Zugang in good old germany klappte einwandfrei. In Holland und auf der Insel funktioniert ist nicht. Hinweis beim Versuch ueber vodaphone ins net zu kommen: Simkarte ist nicht fuer Zugang berechtigt. Nun ja, ich gebe die Hoffnung nicht auf, das Ding doch noch nutzen zu koennen, sobald ich wieder in Aberdeen oder Edinburgh ankomme geht es weiter mit dem Versuch, das Ding noch zum Laufen zu bringen. Frauke war leider im vodaphone-shop in Buxte auch erfolglos (Datenschutz!!! Datenschmutz??? Da ich in Lerwick nicht auf meinen Blog komme (w/Virusgefahr sind in der JHG sehr viele Seiten gesperrt) stelle ich den Bericht per e-mail ein und Frauke bzw. David oder Tobi bringen ihn dann auf die nordseerundumperbike-Seite.

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13. 2010 - Schottland - der Süden
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